Montag, 9. August
Gut gelaunt und motiviert warteten wir an einem schönen Montagmorgen vor dem Pfadfinderhaus auf unseren Boss Tristan, der auch, hört und staunt, bald erschien und nicht wie sonst eine halbe Stunde zu spät war, sondern nur zehn Minuten. An dieser Stelle wollen wir ihm hierfür Lob aussprechen!
Dann wurde der gute alte Pfadibus bepackt und wir stiegen ein. Der furchtlose Fahrer der uns nach Frankfurt Hahn brachte, war Philipp Hiessl, danke Schnegge!
Angekommen marschierten wir voller Tatendrang in die Flughalle, nur um dem ersten Fahrtendesaster in die Arme zu laufen: Alex fand seinen Reisepass nicht mehr. Zuerst nahmen wir an, das sei alles ein schlechter Scherz, aber als nach mehrmaligem Rucksackdurchsuchen und Nachfragen ob noch irgendjemand wüsste wo der Pass sein konnte, noch immer nichts auftauchte, mussten wir einsehen: Rumtelefonieren. Um alles kurz zu fassen, es war eine Menge Stress, der Tristans Haare grau färbte und bei dem sich zum Schluss rausstellte: Alex Pass war nicht da, weder bei uns noch im Bus, alles andre nützte uns auch nichts und die Dame von der Gepäckannahme machte uns unmissverständlich klar: Ohne Pass kein Flug! Also mussten wir mit reichlich gedämpfter Freude und einem flauen Gefühl im Magen, Alex am Flughafen zurücklassen damit Philipp ihn abholen konnte.
Das war das ERSTE Desaster. Aber noch lange nicht das Letzte:
Nein, das Flugzeug stürzte nicht ab, wir überstanden den Flug heil, alle bis auf eine: Die Gitarre!
Die sah nach dem Flug irgendwie geknickt aus und ließ den Kopf ziemlich hängen. Die Herren vom Flughafen meinten wir hätten eine Woche Zeit im Internet auf Schadenersatz zu pochen, wir waren hocherfreut, danke ihr Lieben!
Aber wir sahen ein, dass weitere Diskussionen unnötig waren und wanderten endlich los. Durch die Hitze und die Sonne kamen wir nicht sonderlich schnell voran, wir folgten der Karte die uns durch spektakuläre Waldwege über Stock und Stein führte bis wir bemerkten: Hoppla, wir waren doch in Propriano losgelaufen, warum standen wir jetzt, nach einer Stunde wieder in Propriano? Und weil wir so schlau sind, wurde uns klar, dass das nicht stimmen konnte, woraus wir folgerten dass die Karte nicht so toll war. Trotzdem liefen wir weiter, an riesigen Spinnen vorbei, über stachelige Disteln, bis wir irgendwo in der Nähe von dem See gelandet waren der unser Ziel darstellte. Leider fanden wir den Weg nicht, bis uns schließlich von einer netten Spaziergängerin und ihrem kleinen Sohn (von uns liebevoll „Der Gnom“ getauft, den wir am liebsten im Handgepäck mit Heim gebracht hätten) geholfen wurde. Der See verdiente eher die Bezeichnung Tümpel, also brachten die beiden uns ein paar Meter weiter nach hinten zu einigen verlassenen Bruchbuden. Es gab eine kleine Feuerstelle und einen undefinierbaren Tierschädel! Da wir kaum noch Wasser hatten, liefen Roya, Philin und ich los um die Baracken, die wir am Anfang des Weges gesehen hatten, aufzusuchen. Die Baracken stellten sich leider als verlassen raus, nur unten aus dem Wald hörten wir Gebell von mehreren Hunden, was uns dazu veranlasste, lieber zu gehen, nachdem wir erfolglos nach einem Außenwasserhahn gesucht hatten. Das vorbeifahrende Auto, dem wir in unsrer Verzweiflung winkten, beschleunigte nur und wir kehrten resigniert zu den andren zurück, nicht ohne uns noch ausführlich in Spinnennetzen verfangen zu haben. Dann mussten wir die Käsnudeln halt mit wenig Wasser kochen. Die Nudeln waren glutenfrei und schmeckten widerlich, das einzige was uns erheiterte war Benedikt der klarstellte, dass Lady Gaga ja wohl eindeutig ein Mann war.
Mit einem ekligen Nudelgeschmack im Mund, kuschelten wir uns in unsre Schlafsäcke und fanden, dass das ein sehr gelungener Auftakt zu unsrer Großfahrt war.
Donnerstag, 12.August
Großes Gähnen. Wir standen schon um halb sechs (gefühlte halb fünf) auf um ungestört auf dem Campingplatz neben an zu duschen. Die Dusche war eiskalt und wir wurden etwas seltsam von ein paar Campingplatzbewohnern angesehen als wir uns schlotternd unseren Weg zurück durch den Wald bahnten.
Dann gings ohne Frühstück los. Wir wanderten staunend über einen wirklich riesigen Campingplatz und kamen nicht umhin voller Neid den überdimensionalen Swimmingpool zu bewundern.
Schließlich erreichten wir einen Ortseingang und legten eine Pause ein.
Daniel und Tristan machten sich auf den Weg in den Ort um Frühstück zu kaufen. Nach einiger Zeit kehrten sie zurück, zur allgemeinen Freude beladen mit Broten, Wassermelonen und (kein Scherz!) Berlinern! Wir frühstückten ausgiebig und länger als nötig, dann liefen wir in den Ort hinein. Erst nahmen wir an, es wäre ein Vorort von der größeren Stadt Rovinj, doch dann entpuppte sich der Ort selbst als Rovinj. Wir liefen durch die schöne kleine Stadt mit den unzähligen Läden, bis wir den Hafen erreichten an dem wir uns ein schattiges Plätzchen zum chillen suchten.
Feststellung des Tages: Männer sind zu blöd Supermärkte zu suchen!
Beweis: Benedikt. Wir schickten ihn los, einen Supermarkt zu finden, allerdings kehrte er nach einer halben Stunde erfolglos zurück. Darauf zogen Roya und ich los und kehrten eine halbe Minute später erfolgreich zurück. Bene, Daniel und ich gingen einkaufen und schnappten uns auch eine Riesendose Eis und Fruchtsaft. Beides wurde noch am Hafen verputzt. Wir blieben noch ein bisschen liegen, spielten Gitarre oder Karten und schrieben Postkarten. Als unser Schattenplatz immer kleiner wurde, wanderten wir weiter.
Gegen Spätnachmittag kamen wir an ein Strandstück, das komplett von nackten Leuten besetzt war. Ein FKK-Strand, juhu! Wir fanden uns damit ab und umgingen diesen Strand so gut wie möglich auf kleinen Waldwegen, bis wir einen Lagerplatz fanden, der frei von nackten Körpern war.
In einem Felsloch machten wir Feuer und versteckten das ganze hinter Ponchos. Es gab KARTOFFELBREI! Eines der geilsten Fahrtenessen! Zum Glück konnten wir nur erahnen wie das Essen aussah, sonst wäre uns garantiert der Appetit vergangen.
Nach dem Essen saßen wir noch draußen und hörten der Musik von einem Campingplatz am anderen Ufer zu, dann schliefen wir, in drei Gruppen über die Felsen verstreut, ein.
Freitag der 13te (Uuuaaaah)
Der Aberglaube bestätigte sich! Mitten in der Nacht wurden unsere Schlaffelsen von einem sintflutartigen Regen geflutet, inklusive Blitz und Donner. Schimpfend und meckernd verschanzten wir uns unter die Ponchos und überstanden den ersten Schauer relativ trocken, bis der Regen nachließ. Dann hatten wir erst mal etwa eine Stunde Ruhe in der das wenige nasse Zeug trocknete.
Doch zu früh gefreut, die zweite Regenphase setzte ein und Widerstand war zwecklos. Als der Regen kurz etwas schwächer wurde, packten wir unser klatschnasses Zeug zusammen und flüchteten über den Felsstrand weiter nach Norden.
Leider hatte die Flut unseren Marschweg unwesentlich verkleinert, was uns eine Kletterpartie bescherte, bei der vor allem unsere Kleine viel Spaß hatte. Schließlich entdeckten wir einen verlassen wirkenden Gasthof der überdachte Tische mit Bänken draußen stehen hatte. Wir hauten erst mal kräftig beim verspäteten Frühstück rein, bis zwei kleine Babykatzen unsere Aufmerksamkeit erregten und auch anderweitig hatten wir viel Spaß. Plötzlich wurden wir jedoch von den Besitzern des Gasthofes aufgeschreckt, die gekommen waren und auf den ersten Blick nicht sehr erfreut über die nasse Horde an ihren Tischen wirkten.
Wir versuchten sie so gut wie möglich über unsere Lage auf zu klären und sie zeigten sich dann doch verständnisvoll. Wir durften noch eine Weile sitzen bleiben und auf einmal erschien die Besitzerin mit einem riesigen Tablett mit Brot, Schinken, Käse, Tomaten, Gurken, Paprika und einer Riesenflasche Cola. Wir verputzten alles restlos, obwohl wir eigentlich gerade erst gefrühstückt hatten, und bedankten uns überschwänglich. Schließlich verabschiedeten wir uns von ihr und ihrem Mann und wanderten ein Stück weiter.
Wir suchten uns ein Plätzchen im Wald um unsere Rucksäcke zu verstecken und liefen ohne Gepäck weiter, weil wir zum Limski-Fjord wollten. Da jedoch ein Campingplatz den direkten Weg mit Stacheldraht versperrte, ging es quer durch die Pampa über Stock und Stein bis wir eine große Müllhalde erreichten. Leider war der Zaun immer noch da und das Gebüsch war einfach zu dicht und struppig um sich durch zu kämpfen. Also vergnügten wir uns noch eine Weile auf der Müllhalde auf der wir viele interessante Dinge fanden, wie z.B. eine noch funktionstüchtige Luftmatratze und ein paar alte Fernseher und Kühlschränke.
Irgendwann machten wir uns auf den Rückweg zu den Rucksäcken und dann auf Lagerplatzsuche.
Tristan suchte sich zuerst ein schönes Loch um sein Geschäft zu verrichten, wurde jedoch von einem plötzlichen, sehr heftigen Schauer überrascht. Wir entdeckten zur allgemeinen Erleichterung einen abgeschlossenen Campingwagen mit Vordach und großer Gartenlaube auf einem verfallenen Grundstück. Wir dichteten die Laube mit Ponchos ab. Dann gabs Spaghetti mit ToSo.
Nach dem Essen veranstalteten wir noch eine schöne Singerunde, und ab ging es in den Schlafsack.
Donnerstag, 19. August
Der letzte Tag brach mit Sonnenschein an.
Wir frühstückten drei ganze Brote und ich war die allererste Benutzerin des Flughafenklos an diesem Tag, aber es brachte mir doch einige schräge Blicke der Security Männer ein, als ich in Wanderschuhen und dreckigen Klamotten als erster Mensch diesen Morgen in den Flughafen stiefelte. Dann zogen wir uns alle frisch an und versprühten all unser restliches Deo, wobei wir danach wahrscheinlich noch schlimmer stanken als davor.
Besonders Tristans Outfit muss hierbei gewürdigt werden, das mit Abstand am sexiesten aussah! Model Tristan S. trug als legeren Pfadfinderfreizeitlook:
Enge schwarze Jogginghose (seine einzig frische Hose)
Ein geblümtes Hawaiihemd (von der letzten Motto Party)
Und Spiegelsonnenbrille
Auf dem Kopf trugen wir alle unser Halstuch, um unsere fettigen Haare so gut wie möglich zu verstecken.
Wir checkten rechtzeitig ein, erwischten den Flieger und auch der Rest der Reise verlief ohne blöde Zwischenfälle, denn auf unsere Reisepässe hatten wir bei dieser Fahrt besonders gut Acht gegeben.
In Frankfurt holten uns Salomé und Bery ab, herzlichen Dank dafür an dieser Stelle.
Wir aßen im Bus, redeten, schliefen und erzählten von unseren Fahrtenerlebnissen, die natürlich längst nicht alle in diesem Bericht stehen 😉
Fazit: Sehr geile Fahrt, wobei eine Kohte doch nicht schlecht gewesen wäre. Kroatien ist allerdings nicht das ideale Fahrtenland, von Sprache, Wetter und Natur her.
Aber es ist sehenswert und Fahrten machen ja sowieso immer Spaß, egal wohin.