Segeln auf der Mytilus 2016

Jugendarbeit in Waldbronn - Seit 1979

Bericht: Törn des RjB Baden-Württemberg auf der Mytilus von Maasholm nach Vordingborg, 2. Juli bis 9. Juli 2016

Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön… und auf einer Seefahrt passiert so einiges, zumindest wenn man mit einer wild gemischten Gruppe aus Leuten des Rings junger Bünde BaWü reist. Wir haben auf unserem Törn von Maasholm nach Vordingborg sehr viel er- und durchlebt, hatten Höhen und Tiefen und alles in allem eine echt tolle Zeit.

Diese Zeit lässt sich am besten beschreiben anhand der vielen kleinen und großen Highlights unseres Törns, die euch beim Lesen hoffentlich Lust auf Meer machen:

 

Highlight 1: Erster Törn nach dem Crash

Nach langem Bangen um unseren Törn nach dem Unglück im Mai, erhielten wir Anfang Sommer die freudige Nachricht: wir würden die erste Gruppe sein, die nach dem Unfall wieder aufs Schiff durfte. Wir sind immer noch überglücklich, dass sich die Mytilus-Crew so entschieden hat und wünschen dem Schiff natürlich weiterhin gute Genesung!

Highlight 2: Die Gruppe

Mit tschani von der ejh, mostl aus dem Zugvogel, maalik vom Pfadfinderbund Mannheim, yomu von Lorién, Karo, Hannah, Elena und Daniel von Antares und Alex vom EMBP (Ein-Mann-Bund-Pfaffenroth) waren eine Menge unterschiedliche Bünde in unserer Gruppe vertreten, was noch ergänzt wurde durch unseren Skipper Tom und unseren Bootsmann Peer vom Pfadfinderbund Nord und chaco vom DPB, die unsere Crew bildeten.

Wenn sehr viele unterschiedliche Menschen aus sehr vielen unterschiedlichen Bünden aufeinandertreffen, kann das problematisch werden – muss es aber nicht, wie unser Törn bewiesen hat. Viel mehr haben grade unsere Unterschiede unseren Törn sehr besonders gemacht und bereichert und auch dafür gesorgt, dass wir uns von Anfang an wunderbar mit der Crew verstanden haben, viel Neues erlebt haben und zu einem super Team zusammengewachsen sind.

Highlight 3: RUM

Rum hat unseren Törn entschieden mitgeprägt. Da wir alle wahre Piratinnen und Piraten sind, war Rum quasi das erste, was bei Ankunft auf dem Schiff ausgepackt und sicher in Greifweite verwahrt wurde. Es entwickelten sich einige Rituale rund um den Rum heRUM, wie beispielsweise unzählige mehr oder weniger lustige Wortspiele mit Rum, die bei jeder Gelegenheit herausgekräht wurden (Standardantwort auf die Frage nach der Uhrzeit: Hm, so drei RUM glaub ich.) aber auch die angenehme Angewohnheit nach erfolgreichem Anlegen abends einen sogenannte „Anleger“ aus den bordeigenen Eierbechern zu trinken.

Highlight 4: Neue Erkenntnisse über Bananen

Wir sind nicht nur zum eigenen Vergnügen gesegelt sondern quasi auch im Dienste der Wissenschaft. Da Hannah am ersten Tag auf See ziemlich seekrank wurde und einige Male die Fische füttern musste, beschloss sie, einer Anekdote aus dem Internet nachzuforschen, nach der Bananen ein perfekt geeignetes Nahrungsmittel für Seekranke seien. Nach intensiver empirischer Überprüfung, erwies sich diese Theorie als wissenschaftlich fundiert und berechtigt, da Bananen sowohl vorwärts als auch rückwärts ausgezeichnet schmecken. Also, bedauernswerte Seekranke: esst Bananen!

Highlight 5: Ankern vor Avernak/Revkrog

Der dritte Tag unseres Törns belohnte uns mit besonders schönem Wetter, was uns in unserem Vorhaben, für die Nacht an einer schönen Stelle zu ankern, bestärkte. Und so kam es, dass wir gegen Abend erstmals die Ankerkette abrollten und bei tiefstehender Sonne und blauem Himmel vor einem schönen Inselchen ankerten. mostl, maalik und Daniel unternahmen einen Ausflug gen Land mit dem Schlauchboot und schossen fantastische Fotos von der Mytilus und haarigen Rindern, während Hannah und chaco ein paar Runden im kalten Meer schwammen. Perfekt abgerundet wurde der Abend durch ein leckeres Essen und anschließender Vorsorge gegen Skorbut: abermals kam unser allseits beliebter Rum zum Einsatz, heute verfeinert durch Cola und Zucker. Nach solch exzellenter medizinischer Versorgung, schliefen wir in der Nacht besonders gut und ruhig.

Highlight 6: Ruhetag in Marstal

Schon als wir am vierten Tag des Törns abends in Marstal anlegten, spielten wir mit dem Gedanken, dort den kompletten nächsten Tag zu verbringen, da sehr starker Wind gemeldet war. Die Wettervorhersage bestätigte sich am nächsten Morgen; es war zu stürmisch, um weiter zu segeln. So schliefen wir aus und genossen ein langes Frühstück und den Ausblick aufs windgepeitschte Meer, auf dem tatsächlich den ganzen Tag über keine Segelboote unterwegs waren.
Den Tag über verbrachten wir damit, einzukaufen, zu entspannen und Marstal zu erkunden. Marstal ist wirklich ein sehr sehenswertes, historisches und wunderschönes Örtchen. Ein Teil unserer Gruppe bildete sich im ortsansässigen Museum weiter und kehrte begeistert von diesem Ausflug zurück. Aber auch ausgedehnte Spaziergänge an der Küste entlang lohnten sich definitiv.
Sollte eure Gruppe also jemals in Erwägung ziehen, Zeit in Marstal zu verbringen: es ist auf jeden Fall sehr empfehlenswert!

Highlight 7: Alle Segel oben!

Am letzten Tag unseres Törns ist der (und in erster Linie chacos) Traum unserer schlaflosen Nächte in Erfüllung gegangen: wir sind für kurze Zeit unter allen fünf zur Verfügung stehenden Segeln gesegelt! J Darauf hatten wir die ganze Woche über hingearbeitet und waren schließlich hoch erfreut, als unter fachkundiger Anleitung von Peer und chaco Großsegel, Fog, Klüver, Flieger und Topsegel gesetzt waren. Dieses Hochgefühl tröstete auch ein bisschen darüber hinweg, dass wir genau genommen eine Stunde lang keinen Wind hatten und uns all unsere Segel eigentlich gar nicht so viel brachten – egal, gesetzt hatten wir sie immerhin mal!

Highlight 8: Alle machen mit

Während eines Segeltörns fallen eine ganze Menge verschiedene Aufgaben an, die erledigt werden wollen. Umso angenehmer war es, dass der Großteil dieser Aufgaben nicht immer an denselben Leuten hängen blieb, sondern alle mal überall beschäftigt waren: Navigation, Logbuch führen, Segel setzen, an der Pinne stehen, kochen oder generell kleine Aufgaben übernehmen, die hier und da anfallen. Irgendwie schaffte es jede und jeder, sich in vielen verschiedenen Bereichen einzubringen und so das Leben an Bord zu vereinfachen.

Highlight 9: Waghalsige Über-Bord-Manöver

Lange Zeit hatten wir schon während des Törns darüber schwadroniert, ein Über-Bord-Manöver zu üben. Allerdings erwischte uns die erste Übung eiskalt und unvorbereitet an einem entspannten Nachmittag bei schwachem Wind, als alle mehr oder weniger faul auf Deck herumdösten und sich von der Flaute im Wetter anstecken ließen. Peer war wohl der Meinung, uns ein wenig aufrütteln zu müssen und so tönte es plötzlich laut: „Mann über Bord!“ Peer hatte unseren Wasserball über Bord geworfen und da der Ball blöderweise schwarz-weiß gestreift war, war er bald mit dem bloßen Auge kaum zwischen den Wellen zu erkennen. Immerhin waren wir jetzt alle wieder hellwach, schließlich ging es um unseren heiß geliebten Wasserball. Leider war der Ball sehr schnell quasi unsichtbar und auch das Fernglas half uns nicht mehr weiter. Um uns doch noch ein Erfolgserlebnis zu ermöglichen, warf Peer einfach noch die Rettungsboje hinterher, die mit ihrem Knallorange immerhin nicht so leicht aus unserem Blickfeld verschwand. So dauerte es auch nicht lange, bis wir die Boje erfolgreich wieder an Bord verfrachtet hatten. Gar nicht so lange Zeit später brach wieder großer Tumult an Deck los: der Ball war erneut gesichtet worden. Durch den Erfolg mit der Boje bestärkt, versuchten wir unser Glück noch einmal und schafften es diesmal auch, besonders zur Freude von mostl, den Ball zu retten.

Highlight 10: Das Wetter am letzten Tag

Das Wetter an unserem letzten Tag auf See, zeigte uns wirklich noch einmal alles, was es so zu bieten hatte. Wir waren morgens mit der Sonne in den Tag hineingesegelt und erlebten dann mittags bei diesigem Himmel wieder eine ziemliche Flaute. Allerdings drohte am Horizont bereits eine dunkle Wolkenfront, der wir uns (oder sie sich uns?) in zügigem Tempo näherten. Es dauerte nicht lang, da peitschte uns schon wieder der Wind um die Ohren und ein kräftiger Regen ließ auch nicht lange auf sich warten. Dieses Wetter begleitete uns mehrere Stunden bis in den schützenden Hafen von Vordinborg und sorgte dafür, dass die wenigen Leute, die noch an Deck arbeiteten, sich mit Sicherheitsleinen festmachen mussten und am Ende des Tages völlig durchnässt waren. Nichtsdestotrotz war es ein tolles Erlebnis, bei dem Sauwetter an der Reling zu stehen und sich die Gischt ins Gesicht wehen zu lassen.

Highlight 11: 8,4 Knoten!!!

Dieser Punkt spricht mit seiner Überschrift eigentlich für sich und ist untrennbar mit Punkt 10 verbunden. WIR HABEN EINE GESCHWINDIGKEIT VON 8,4 Knoten ERREICHT, WUP WUP! Wer das nicht glaubt, kann gerne mostl unter 32-16-8 anrufen, der befand sich zu diesem Zeitpunkt im Achterschiff und brüllte die frohe Botschaft nach oben.

Highlight 12: Mehlstaubexplosion

Auch Highlight Nummer 12 hängt mit den beiden vorherigen Highlights zusammen: während unserer Achterbahnfahrt bei 8,4 Knoten (im Ernst!) in Regen und Sturm, versuchten Karo und Elena in der Küche zu backen. Allerdings war die Krängung irgendwann so stark, dass die gut gefüllte Schüssel Mehl plötzlich nicht mehr auf dem Tisch stand, sondern in hohem Bogen durch die Luft flog, während sich ihr Inhalt in der ganzen Messe verteilte. Glücklicherweise war es der letzte Tag auf See, so dass wir uns mit dem Putzen Zeit bis zur Endreinigung am nächsten Tag ließen und da dann sämtliche Mehlrückstände von den Dielen kratzten.

Highlight 13: Peers Labskaus

Den krönenden Abschluss unseres RjB-Törns bildete definitiv unser Abschlussessen in Vordingborg: Peer kochte für uns alle Labskaus! Wir begeisterten uns sehr für die knallpinke Masse, die mit Spiegeleiern und wahlweise Rollmops unseren Hunger nach diesem anstrengenden Tag stillte. Verdaut wurde das leckere Essen dann bei einer schönen langen Singerunde in der Messe, die unseren Törn wunderbar abrundete.

Vielen Dank an alle fürs zusammen RUMsegeln, es wird sicher ein nächstes Mal geben!

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