Älterentramp ans Nordkapp 2014

Jugendarbeit in Waldbronn - Seit 1979

Jeder kennt dieses Gefühl kurz vor einer Großfahrt: das Reisefieber. Dieses „Jetzt geht es endlich los“-Gefühl, das einen packt wenn der Zug oder der Bus sich in Bewegung setzt oder das Flugzeug endlich abhebt.
Ein bisschen anders ist das Ganze, wenn man sich entschließt zu trampen.
Am Dienstag den 26. August ließen Daniel und ich uns von Daniels Mama an den Autorasthof in Bruchsal chauffieren um von dort unsere Reise per Anhalter ans Nordkap, den nördlichsten Punkt Europas, zu starten.
Reisefieber gut und schön, aber wenn man dann erstmal zwei Stunden den Autos zuguckt, wie sie an einem vorbeifahren und die Fahrer den rausgestreckten Daumen ignorieren – da verfliegt das „Es geht los“ –Gefühl für einen kleinen Moment.
Umso größer war dann unsere Freude, als eine nette junge Dame sich entschloss uns bis zum nächsten Rasthof bei Heidelberg mitzunehmen, denn von diesem Moment an wurde uns das Glück etwas holder.
Von Heidelberg gelangten wir recht flott nach Gießen und am frühen Abend erreichten wir Münster.
Nach einiger Wartezeit entdeckten wir in unserer Rasthofeinfahrt einen schicken Wagen mit Hamburger Nummernschild – unser Etappenziel für den Tag. Wir legten alles an Treuherzigkeit in unseren schönsten Hundeblick, streckten den Daumen besonders weit aus und siehe da, das Auto hielt J Die zwei Geschäftsmänner im Auto musterten uns kurz leicht amüsiert und versprachen dann uns nach ihrer kleinen Rast mit zu nehmen.
Gesagt getan, so saßen wir kurze Zeit später in dem Wagen und sausten mit 200 km/h durch die Abendsonne Richtung Hansestadt Hamburg.
Nach der Ankunft half unser Fahrer uns noch dabei, den richtigen Bus zu erwischen, weshalb wir dann tatsächlich um halb zehn Abends vor dem Restaurant standen, in dem wir uns mit meiner Freundin Naschmil aus Hamburg verabredet hatten.
Es wurde ein schöner Abend und später im Gästezimmer erlagen Daniel und ich glücklich und gesättigt ziemlich schnell unserer Müdigkeit.
Nach dem Frühstück startete der nächste Morgen früh für uns an einer Kreuzung in der Hamburger Innenstadt, wo die erste Schwierigkeit wartete: Trampen gegen die Sonne. Diese schien nämlich bereits unbarmherzig und machte uns das Stehen am Straßenrand nicht gerade leicht.
Nach über zwei Stunden erbarmte sich schließlich eine nette Dame mit Hund an Bord uns bis zu einer größeren Kreuzung Richtung Autobahnauffahrt zu bringen. Hier hatten wir mehr Glück und schon bald setzte sich unsere Reise Richtung Brokenlande fort.
Dort gabelte uns ein polnisches Pärchen auf, welches uns bis kurz über die dänische Grenze brachte bevor ihnen der Treibstoff ausging. Beim Aussteigen bemerkte ich, dass mir meine Kamera fehlte, der Beginn einer langen Serie von Dingen, die ich noch auf der Nordkap-Reise verlieren würde.
Unser nächstes Gefährt war ein Taxi, welches uns kostenlos über 100 km weiter bis nach Odense brachte („Ich muss so oder so zurück nach Odense, ihr müsst also nichts zahlen“, Taxifahrer).
Der nächste Rastplatz war das ganz genaue Gegenteil von belebt und wir hatten Glück, dass uns nach einiger Zeit eine Dänin aufsammelte um uns nach Karlslunden kurz vor Kopenhagen zu bringen.
Kurz hinter Kopenhagen lag die schwedische Stadt Malmö, unser Ziel für diesen Tag und wir waren guter Dinge… zumindest für die nächste Stunde.
Als wir nach zwei Stunden immer noch in Karlslunden standen, begannen wir die Gegend nach möglichen Schlafplätzen auszukundschaften.
Nach drei Stunden gesellte sich ein weiter Tramper zu uns, ein junger Slowene dem Bier im Rucksack ausgelaufen war und der nun Angst hatte, von Fahrern für einen Alkoholiker gehalten zu werden. Nach einem kurzen Plausch entschloss er, sein Glück bei der Einfahrt zu versuchen während Daniel und ich weiterhin die Ausfahrt belauerten.
Fünf Minuten später tuckerte ein Auto vorbei – vom Beifahrersitz winkte unser slowenischer Tramperkollege! Glücklicherweise hatte der Autofahrer auch noch Platz für zwei deutsche Pfadstinker und fuhr uns drei bis nach Kopenhagen an den Flughafen wo wir uns von dem anderen Tramper verabschiedeten. Da es mittlerweile schon dunkel war, überlegten wir den Zug nach Malmö zu nehmen, entschlossen uns aber dann unser Glück zu versuchen und uns an die Brücke nach Malmö zu stellen.
Nach kaum zehn Minuten saßen wir bei einem jungen Schweden im Auto, der uns direkt bis vor die Tür von Lotti, meiner Freundin in Malmö, brachte.
Wir hatten einen schönen Abend und Lotti konnte mir sogar bei der Lösung meines Kameraproblems helfen: sie überließ mir einfach ihre alte Digitalkamera J An dieser Stelle nochmal ein herzliches Dankeschön dafür, diese Kamera hat uns viele schöne Bilder beschert!
Der nächste Tag begann mit Sonnenschein und der Erkenntnis zu lange geschlafen zu haben, denn es war allerhöchste Aufbruchszeit.
Wir hinterließen Lotti und ihrem Freund einen Danksagungszettel für ihre Gastfreundschaft und machten uns auf den Weg nach Malmö um Geld abzuheben, einzukaufen und einen Platz für die Weiterfahrt zu finden.
Um die Mittagszeit standen wir dann wieder in der prallen Sonne an einer Ampelkreuzung und streckten den Daumen in die Höhe. Auch heute galt wohl wieder „Aller Anfang ist schwer“, aber nach etwa zwei Stunden vollführte ein Autofahrer plötzlich auf der Kreuzung einen U-Turn, kam neben uns zum Stehen und so lernten wir Peter kennen.
Peter war ein unglaublich netter Mensch, ein ca. 50 Jahre alter Schwede, der während der drei Stunden Autofahrt beinahe ununterbrochen redete und zwar hauptsächlich darüber, dass er immer so viel reden würde 😀 Die Reise mit ihm war wirklich lustig, wir hörten SEEED und die Donots im Auto und Peter erzählte uns ein bisschen über Göteborg als wir daran vorbei fuhren.
Gegen 17 Uhr setzte uns Peter dann bei Kungälv ab und wir beschlossen uns auf die Suche nach einem Lagerplatz zu machen. Ein kleines Stückchen Wald war bald gefunden und es ging ans Wasserholen und Feuer machen, bis wir abends schließlich mit den obligatorischen Käsenudeln im Bauch in unseren Schlafsäcken unter freiem Himmel einschliefen.
Der nächste Tag brach an und auch heute gönnten wir uns wieder ein bisschen Extrazeit im Schlafsack, immerhin waren wir ja schon weit gekommen. Irgendwann machten wir uns dann auf den Weg zur Straße und wurden bald von einem netten Schweden eingesammelt, der uns bis zu einer Raststätte mitnahm. Von hier aus ging die Reise weiter mit Johan, der uns bis über die Grenze nach Oslo, in die norwegische Hauptstadt brachte. Die Ankunft in Norwegen bedeutete für uns erst einmal wieder Geld abzuheben, denn mit schwedischen Kronen oder Euro kommt man in Norwegen nicht weit.
Während Daniel Geld umtauschte, streckte ich fleißig den Daumen raus und nach einiger Zeit hielt ein uraltes Mini-Auto an und ein Norweger Mitte 20 stieg aus, der wie eine Mischung aus einem jüngeren Axl Rose und David Gilmour aussah. Nach Daniels Rückkehr quetschten wir unser Gepäck in die Karre und ab ging die Post.
Es herrschte Spätnachmittagsstimmung, aus den Lautsprechern dröhnte Frank Zappa und unser Hippie-Rocker-Freund fuhr extra einen Umweg um uns die schöne Landschaft zu zeigen.
Am Abend setzte er uns dann in Gjøvik ab und wir entdeckten ein schönes Fleckchen am See, an dem wir das erste Mal unsere Konstruktion aus zwei Kohtenplanen austesteten.
Danach noch kurz die Nudeln in sich hineingestopft und schon ging es unter die Planen und ab in den Schlafsack.
Am nächsten Tag gelang es uns tatsächlich etwas früher als sonst aus dem Schlafsack zu krabbeln, denn es war mal wieder Zeit zum Einkaufen.
Daniel wusch sich vorher noch todesmutig die Haare mit einem Topf eiskaltem Seewasser – Ice Bucket Challenge Pfadistyle.

Von Gjøvik nahm uns ein Norweger mit bis nach Lillehammer, wo wir an einem Kreisel unser Glück versuchten. Einige Zeit später hielt ein kleiner Bus und eine Gruppe angetrunkener Damen in den 30ern quatschte auf uns los: Ein echter norwegischer Junggesellinnenabschied. Wir quetschten uns samt Gepäck in den Bus dazu und lehnten den uns angebotenen Dosensekt höflich ab. Die Damen entdeckten unsere Gitarre und baten uns aufgeregt der glücklichen Braut ein Lied vorzusingen.
Wir entschieden uns für den „ ½ Lovesong“ von Die Ärzte, die Partymädels waren begeistert. Nach 20 Minuten endete unsere gemeinsame Fahrt leider schon und kurz darauf nahm uns ein Norweger, dem wir den Spitznamen „Der Bremser“ verpassten (warum weiß ich leider nicht mehr :D) mit nach Otta.
Dort standen wir dann für einige Zeit wieder an der Straße rum, bis in einiger Entfernung ein

Auto hielt und wir nach ein paar Minuten kapierten, dass die Fahrerin uns zuwinkte. Es stellte sich heraus, dass sie genau in die Richtung fuhr in die wir auch wollten, allerdings war ihr Kofferraum recht voll und die Rückbank war bereits von zwei Katzen besetzt. Daniel und ich wollten diese Chance aber trotzdem nicht vergehen lassen und so kam es, dass wir es irgendwie schafften uns samt Gepäck mit ins Auto zu quetschen. Tunne, unsere Fahrerin, erzählte uns, dass sie bis ca. 2 Uhr nachts unterwegs sein würde um nach Hause zu kommen und bot uns an uns bis in ihr Städtchen Mo I Rana mitzunehmen; wir könnten in ihrem Garten übernachten.
Mo I Rana war schon ein ganzes Stück weiter im Norden und so nahmen Daniel und ich das Angebot begeistert an und verbrachten somit die nächsten 9 Stunden bei Tunne im Auto. Die Strecke war eine der schönsten auf unserer bisherigen Reise, sie führte uns durchs Hochmoor, durch Wälder und sogar vorbei an einem Elch J
Spät in der Nacht hielt Tunne dann vor ihrem Haus und wir errichteten unsere Lok in Rekordzeit, denn es war a****kalt draußen.
Der nächste Morgen begann mit prallem Sonnenschein, welcher unsere Lok angenehm aufheizte. Wir kamen in den Genuss einer warmen Dusche bei Tunne im Haus und ließen uns dann von ihr an eine geeignete Straße in Mo I Rana bringen.
Tunne hatte uns von der Westküste vorgeschwärmt und so entschlossen wir uns, die große Straße zu verlassen und für ein paar Tage direkt an der Küste entlang zu trampen, da wir gestern so weit gekommen waren. Ein junges, witziges Mädel sammelte uns auf und brachte uns an die E17 und von dort ging es weiter mit einem bärtigen Angler nach Stokkvågen und der uns ein paar Cookies für die Weiterreise mitgab.
In Stokkvågen saßen wir dann ziemlich lange, da die Autos hier fast nur per Fähre ankamen, und die kam gefühlt nur einmal pro Stunde. Doch nach langem Warten hielt endlich ein Wagen und zwei lustige Norwegerinnen brachten uns weiter bis nach Kilboghamn. Von hier nahmen wir die Fähre nach Jektvik, was sich wirklich ausgesprochen lohnte. Die Überfahrt dauerte etwa eine Stunde, es war mittlerweile früher Abend und kein Wölkchen am Himmel, weshalb wir einen fantastischen Sonnenuntergang auf See betrachten konnten.
In Jektvik angekommen, machten wir uns flugs auf die Suche nach einem Schlafplatz und fanden nach einiger Zeit ein kleines Feld umgeben von Felsen und sichtgeschützt von der Straße.
Da das schwedische Brot, das wir in Malmö gekauft hatten, ungenießbar war, beschlossen wir es zu Croutons zu verarbeiten und dazu Suppe zu essen.
Schlussendlich aßen wir zwar eher in Suppe eingeweichte Brotklumpen, aber immerhin war es eine sättigende Mahlzeit.
Danach lehnten wir uns zurück und genossen den Blick auf den Sternenhimmel. Plötzlich fiel uns seltsam wabernde Schleierwolken am Himmel auf, bis uns klar wurde: das waren Nordlichter. Auch wenn wir leider nicht die spektakulären bunten Nordlichter zu sehen bekamen, waren wir doch begeistert und beobachteten das sanft leuchtende Gewaber am Himmel sehr lange, bevor wir uns in unsere Kohtenkonstruktion quetschten. In dieser Nacht stellte unsere kleine Lok erstmals ihre Regentauglichkeit unter Beweis und schlug sich dabei gar nicht schlecht. Da es am Morgen jedoch immer noch regnete, blieben wir lange im Schlafsack liegen, bis es schließlich nur noch leicht tröpfelte und wir uns auf den Weg zum nächsten kleinen Supermarkt machten.
Nach dem der Einkauf erledigt war, nutzen wir schnell die Regenpause zum Abbauen und stellten uns wieder an die Straße.
Doch heute wurde uns der Nachteil der Küstenstraße besonders deutlich bewusst, denn auch hier kamen die Autos immer nur mit Fähren an. Schließlich hielt ein freundlicher Norweger, der sogar einen kleinen Umweg fuhr um uns zur nächsten Fähre in Ågskardet zu bringen.
Die Fährfahrt war nicht besonders lang, weshalb wir mit unserem Trampschild übers Deck liefen um eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Ein älteres Pärchen entschied sich, uns mitzunehmen und ich schlug ihnen vor, dass sie nach Anlegen der Fähre beim Parkplatz auf uns warteten und wir unser Gepäck dort dann einladen würden.
Allerdings gab es scheinbar doch Kommunikationsprobleme, denn als die Fähre anlegte, fuhr das Pärchen von Deck, am Parkplatz vorbei, um die Kurve – und ward nicht mehr gesehen.

– Hannah –

Da war die Freude kurz mal ganz groß! Da der Rest der Autos sich natürlich auch schon in einer Staubwolke verabschiedete und die nächste Fähre erst wieder in einiger Zeit ankommen würde, blieb uns nur das Loslaufen und auf eine andere befahrenere Straße hoffen…

Das brauchte erstmal seine Zeit. Während wir an Äpfel knabberten, Hannah aus unserem Buch „Jagd auf Roter Oktober“, das wir in Hamburg aufgelesen hatten, vorlas und ich den Daumen raustrecke, zogen die wenigen Autos, die hier rumfuhren, an uns vorbei.

Schließlich erbarmte sich ein junges Pärchen, das auf dem Weg zum Anstandsbesuch beim Vater der Dame war, uns noch auf die Rückbank zu packen. So gings mit ihnen am größten norwegischen Gletscher vorbei und durch den längsten norwegischen Tunnel. Immer begleitet von den Kommentaren, dass erst jüngst wieder deutsche Touristen umgekommen wären („German die in Norway!“). Höchst beruhigend…

Sie schmissen uns dann in Neverdalen raus, wo wir uns dann am nahegelegenen Fjord ein schönes Fleckchen am Bach suchten. Holz wurde zusammengesucht und über die höchst glitschigen Steine im Bachlauf transportiert, die Lok aufgebaut und, gefuttert und der ruhige Abend am Fjord vorm Feuer genossen.

Der junge Kerl, dem wir am nächsten Morgen als Passagiere dienten, hielt uns für vollkommen übergeschnappt, als wir ihm unser Vorhaben erläuterten. Als er uns in Ørnes rauswarf, meinte er noch, dass er nach nem Besuch bei einem Freund weiter gen Norden fahren würde. Sollten wir dann noch da stehen, wollte er uns weiter mitnehmen.

Dass er für den Besuch nur ne halbe Stunde brauchte kam uns dann auch sehr zugute! Und so kamen wir am Saltstraumen an, dem stärksten Gezeitenstrom der Welt. Ein großer Fjord, der nur durch einen 150 m breiten Zugang ans Meer angeschlossen ist. Durch den fließen dann 4 mal täglich 400 Milionen m³ Wasser mit bis zu 40 m/s. Da setzten wir uns bei leichtem Niesel erstmal direkt neben den Schmalpass und warteten auf die Flut. Uns bot sich dann ein eindrucksvolles Schauspiel, als ob wir an einem Fluss stehen würden…

Dann gings weiter mit einem Angler, der sich beim Gezeitenstrom ein paar Lachse aus dem Fjord ziehen wollte (schien da tatsächlich gut zu funktionieren). Er warf uns in Lørding auf einem Parkplatz raus, von dem wir dann zu einem Kreisel marschierten. Dort sammelte uns nach ner halben Stunde ein Cowgirl ein, die uns mit nach Fauske nahm. Sie erzählte uns, dass sie von dort erst jüngst zwei deutsche Tramper mitgenommen hatte. Leider warf sie uns am falschen Ende von Fauske raus wie wir dann feststellen mussten… zum Glück nahm uns ein Vater, der seinen höchst putzigen Sohnemann zum Fußball fuhr wieder mit in die Innenstadt. Dort besorgte uns Hannah bei ner Bank noch ein paar norwegische Kronen, die uns so langsam ausgingen, ist ja nicht gerade billig da oben. Und dann weiter, Schlafplatz suchen… da wir aber noch mitten in der „Stadt“ waren, pilgerten wir der Straße folgend weiter und quartierten uns im Industriegebiet bei leichtem Niesel auf jeder Menge Moos ein.

Morgens gings dann noch weiter aus dem Ort, wir stellten uns neben eine Raststätte, die grade asphaltiert wurde. Dort nahm uns ein netter Herr ein gutes Stückchen zur nächsten Fähre mit. Leider musste er dann in die andere Fähre und unsere legte just ab. Blöd gelaufen. Also erst mal vorm Eisregen vor das kleine Kiosk retten und schmackhaftes Knäckebrot futtern. Ne Stunde später quartierten wir uns unter Deck der Fähre ein und als sie anlegte, standen wir brav mit dem Schild vor den abfahrenden Autos. So kamen wir an den gruseligen Opa, der uns schweigend nach Narvik brachte und nur zweimal kurz auf Englisch mit uns redete. Sonst warf er nur nervöse Blicke in den Rückspiegel als ob wir verfolgt würden… sehr beruhigend!

In Narvik suchten wir im Park einen Schlafort, fanden mehrere Bunkereingänge bei einer Schule, die leiderleider verschlossen waren. Dann machten wir glücklicherweise noch eine Vindskyd aus, in der wir uns einrichteten.

Es schüttete am nächsten Morgen, weshalb wir uns einfach nochmal umdrehten. Dann ereilte uns aber der süßeste Wecker aller Zeiten: eine norwegische Kindergruppe wollte die Hütte stürmen! Wir räumten dann doch zusammen und schafften etwas Platz für die im Regen spielenden Kindern und ihre zwei Erzieherinnen. Da lernte ich mein zweites norwegisches Wort: Syltetoy – Marmelade. Das ließen sie sich reichlich aufs Brot schmieren.

Wir zogen uns dann schnell ins nahegelegene Einkaufszentrum zurück, kauften Brot, Kekse etc ein, Hannah kaufte ne neue Mütze, da sie ihre aus dem Nordkap-Survival-Set verlegt hatte. Dann gings raus in den Regen, bisschen aus der Stadt raus, an zwei asiatischen Trampern vorbei und brav den Daumen in die Luft.

Die Konkurrenz gab bald schon auf, wir nahmen ihren Platz ein und wurden von einem sich erbarmenden Kerl mit Möbeltransporter eingesackt. Der warf uns bei nicht besserem Wetter an einer Tankstelle raus, wo uns nach kurzem Nasswerden ein Finne aufnahm, der uns wohl schon in Fauske im Regen hatte stehen sehn. Er kürzte mit uns ab, zeigte uns herrliche Landschaften, auch wenn die Straße Hannahs Magen zwischenzeitlich strapazierte… Gegen Abend lieferte er uns bei Skibotn ab und fuhr weiter gen Finnland. Dort suchten wir uns ein schönes Waldstück nebst einem eiskalten Bach, von dem wir gletscherbedeckte Fjordberge bewundern durften. Die Elchköttel am Boden und die abgeschabte Rinde der Bäume ignorierten wir mal geflissentlich und machten ein ordentliches Feuerchen, was leider sehr rauchig ausfiel.

In dieser Nacht regnete es und unsere Mittelstange konnte dem größeren Nassgewicht nicht so ganz standhalten. Also machte es mitten in der Nacht „Plock-Plock-Plock“ und die Plane lag einem im Gesicht, während die Hohlstange einen hübschen Knick aufwies. Zum Glück hatte Hannahs Fahrtengitarre ungefähr das gleiche Format und konnte die letzten Stunden noch erfolgreich überbrücken!

Den nächsten Morgen liefen wir durch Skibotn und wurden am Ortsende von unserem ersten Trucker aufgesammelt. Witzige Erfahrung, so hoch über der Straße mit totaler Federung die kurvige Fjordstraße entlangzutuckern. Der Fahrer kam aus Estland und nahm uns bis nach Alta mit, wo er an die 40 Tonnen Lachs einladen wollte. Vor Ort wurde das Abendessen besorgt, hinausgetrampt und sehr sehr lange nach einem Schlafplatz gesucht. Schließlich ging es an den Strand, der von vielen aufgehäuften Steinskulpturen beherrscht wurde. Richtig pittoresque, wie die Wildgänse dabei noch über den Fjord flogen.

Der nächste Tag starteten wir höchst angepisst… Ein Hund meinte nämlich, sich beim Strandspaziergang auf unsere Planen erleichtern zu dürfen. Was soll man da sagen…

Zurück an der Straße sammelte uns ein Herr ein, der mit seinem Hündchen zu seiner Wochenendhütte gen Norden wollte. Er erzählte uns viel über die Samen, die skandinavischen Ureinwohner (vllt eher bekannt als Lappen, aber das ist wohl nicht ganz politisch korrekt), dort oben so trieben und dass wohl bald die Rentierherden über diese Straße getrieben würden. Auch so begannen wir jetzt immer häufiger diese Vierbeiner am Straßenrand zu entdecken. Und das in einer wunderschönen Landschaft, denn endlich waren wir in Lappland. Und das im Herbst! Kann man vom Farbenspiel nur weiterempfehlen.

Er warf uns dann beim Endspurtspunkt einer Fahrradtour (Skaidi) raus, wo hunderte Biker auf der Straße rumtollten. Dort nahm uns ein Audifahrer auf, der nicht viel von den in Norwegen normal vorgeschriebenen 90 km/h hielt und auch bei der uneinsehbarsten Kurve überholen wollte. Immerhin ist da oben nicht so viel los… aber so kamen wir zügig vorwärts.

Der Endspurt für uns begann jetzt nämlich auch. Wir fuhren durch einen 250 m unter dem Meeresboden liegenden Tunnel, was ein bisschen was von einer Achterbahn hatte, auf die Nordkap-Insel. In Honnigsvån warf uns der Audi-Raser dann raus. Glücklicherweise hatten wir ja einige Autos überholt und konnten sie jetzt abpassen.

Und wir hatten Glück, zwei Franzosen hielten und nahmen uns als letzter Tramp mit ans Nordkap. Da dort aber Eintritt verlangt wurde (knapp 25€!!!), schlossen wir uns

ihnen bei der Wanderung zum wirklich nördlichsten Punkt Europas an. Dazu ging es dann gute 20 km durch die Schiefersteppe, vorbei an (und durch) so manchem Fluss, Rentier und Steinwegweiser. Dazu einiges an Wind und Nieselregen. Wie man sich das halt am Ende der Welt so vorstellt.

Hinzu kam, dass die beiden Franzosen es sichtlich eilig hatten und uns dezent davonrannten. Erst als wir am Meer ankamen warteten sie auf uns mit Blick auf die Steilküsten des Nordkaps. Dann ging es gemeinsam das letzte Stückchen vor an die Landzunge, wo ein hässlicher Klotz das Ziel unserer Reise markierte.

Der Rückweg ging in noch größerer Hast vonstatten, da unsere beiden Franzosen wieder zurück nach Alta mussten. Da dachten wir uns bei dem bescheidenen Wetter doch nichts wie mit!

 

Da sich dieser Bericht jetzt schon langsam zieht und wir bisher nur die Hälfte der Strecke geschafft haben, möchte ich hier mit dem Fahrtenbericht schließen. Trampen ist grandios, man kommt viel mehr mit den Leuten in Kontakt als auf einer einfachen Fahrt irgendwo im Nirgendwo. Aber es ist auch unglaublich anstrengend, den ganzen Tag nur im Auto zu sitzen und dem Fahrer/der Fahrerin grob immer das gleiche zu erzählen… aber dieser Trip hat sich wirklich gelohnt! Hierfür sei Manu nochmal herzlich gedankt, der uns auf diese aberwitzige Idee brachte, leider aber nicht die Zeit fand uns zu begleiten!

Die Reise nochmal in Fakten: wir brauchten 21 Tage für eine Strecke von 7939 km (4057km hoch und 3882km runter), saßen in 74 verschiedenen Autos mit 101 Personen, reisten durch 5 Länder(Deutschland, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland), sahen Gletscher, Elche, jeder Menge Rentiere, Nordlichter und wundervolle Landschaften und kamen, trotz unserer deutschen Herkunft, unbeschadet nach Hause.

Und für uns haben wir das Lied „Über meiner Heimat Frühling“ abgearbeitet!

Es dankt für Ihre Aufmerksamkeit

Die Prolet&Arier Nordkap Crew