Norwegen Lupus 2010

Jugendarbeit in Waldbronn - Seit 1979

Am 28.07.2010 traf sich die Sippe Lupus in gewohnter Prozedur am Pfadfinder-Haus, um sich auf den Weg zum Flughafen Frankfurt-Hahn zu machen. Als jeder seinen Platz in Roberts rotem Ex-Feuerwehrbus gefunden hatte, ging die Fahrt los. Nach kurzer Zeit stellte man sich einige Fragen: Wie wird die Fahrt? Wie sieht Norwegen aus und wieso um alles in der Welt verdient dieser Kaff-Flughafen den Namen Frankfurt? Doch die letzten Vorzüge von Unterhaltungselektronik in Form von dröhnender Goa-Musik aus Roberts Prachtanlage ließen uns schnell all unsere Sorgen vergessen. Am Flughafen angekommen, suchten wir dann unseren Parkplatz. Aus Kostengründen hatte sich unser Chauffeur für den hintersten aller abgelegenen Möglichkeiten entschieden. Jedoch war dies kein Problem, da uns Ryan Air zu unserer Verwunderung einen kostenlosen Shuttle-Bus spendierte. Nach scheinbar endloser Warterei kamen wir auch schon in den Genuss, uns vom Bordpersonal über die Sicherheitsvorkehrungen informieren zu lassen – und dann ging’s auch schon los.

Nach etwa anderthalb Stunden landeten wir in einem flauschigen Plätzchen namens Oslo-Torp. Dieselbe Zeit benötigten wir per Bus um in die eigentliche Hauptstadt zu gelangen. Da aber keine Bahn mehr fuhr, übernachteten wir eine Nacht am Bahnhof auf dem Gleis, auf dem unser Zug am nächsten Tag abfahren sollte. Am nächsten Morgen fuhren wir dann weiter nach Geilo (an dieser Stelle ein Plus für die norwegische Bahngesellschaft, so ruhige Züge hatten wir noch nie). Von dort wanderten wir aus dem klischeebelasteten Dorf voll rot bemalter Blockhütten hinaus und schlugen die Kohte am ersten Lagerplatz auf. Gleich am ersten Tag kamen wir zu folgenden Erkenntnis: Robert wurde vom Beratungsmenschen im Basislager gründlich verarscht, da der Benzinkocher vorne und hinten nicht funktionieren wollte.

Den Tag darauf fing es pünktlich beim Abbau der Kohte auch schon wieder an zu regnen. Selbstverständlich hatte dies absolut keinen Einfluss auf unsere Laune und so wanderten wir fröhlich den Berg hinauf, um einige Zeit später von einer Mischung aus Schweiß und Regen durchnässt auf der Hardangervidda, dem größten Hochplateau Europas zu stehen.
Nach einigen Tagen auf der Hochebene gingen unsere Vorräte zu Neige, sodass wir uns langsam wieder Richtung Zivilisation aufmachten. Unterhalb der Baumgrenze konnten wir unser Glück kaum fassen, als wir so ziemlich das erste Mal in der Fahrt die Kohte im Trockenen aufgebaut hatten. Außerdem genossen wir nun die Qualitäten eines Holzfeuers und die Unabhängigkeit von einem dämlichen Haufen Altmetall namens Benzinkocher.
Am nächsten Tag gingen also ein paar Leute runter ins Dorf um einzukaufen. Andere dagegen bevorzugten es, sich beim nahegelegenen Gebirgsbach die Wirbel zu verrenken um sich mal wieder ein wenig waschen zu können.

Am darauffolgenden Morgen erwachten wir – Trommelwirbel – IM REGEN!
Dazu kam noch, dass vom Dorf und dem nahe gelegenen See nur noch eine riesige graue Nebelschwade zu erkennen war.
Die Tour ging trotz allem weiter durch das Dorf und auf der anderen Seite an einem Gletscher entlang. Scheinbar wollte uns das norwegische Klima noch einmal seine Stärke beweisen, denn plötzlich begann es wie verrückt zu regnen. Einzig die Wanderer vor uns, die regelmäßig im Schlamm baden gingen, retteten unsere Stimmung vor dem umkippen.

Am nächsten Tag waren wir, früher als geplant, wieder in Geilo angekommen. Nach einem kurzen Einkauf und allgemeiner Ratlosigkeit wegen der klitschnassen Kohte machten wir uns auf den Weg. Praktischerweise stand nicht weit entfernt eine Hütte am See. Dass diese mit urzeitlichen Klanginstrumenten umbaut und alten Ziegenexkrementen gefüllt war, störte uns nicht weiter. So hingen wir alles zum Trocknen auf und bettelten bei mehreren Häusern um einen Herd, weil der Kocher mal wieder nicht wollte und das Holz etwas sehr durchnässt war.
Bei der ersten Frau wurden wir mit der Begründung „Wir haben ein Kind im Haus!“ abgewiesen. Irritiert über die Logik gewisser Einheimischer zogen wir weiter und landeten tatsächlich bei einem netten Haushalt, wo wir unsere Spaghetti kochen durften. Außerdem konnten wir uns sogar ein wenig über die Umgebung informieren und eine etwas größere Karte als die unsere betrachten. Dabei kam heraus, dass unser Flughafen nur etwa 20 Autominuten vom Fjord entfernt war.

Da unsere Reiseplanung schon am Tag zuvor eher aus Improvisation bestand, ging Robert früh morgens los und informierte sich am Tourist’s Office nach einer Bahnverbindung nach Sandefjord. Praktischerweise kam etwa 3h später ein Zug in Geilo an, der dorthin fuhr. So konnten wir unsere alten Tickets für die Heimfahrt eintauschen, unsere Sachen packen und in der Hoffnung auf besseres Wetter in den Zug steigen. Nach einem kurzen Zwischenstopp im Wald neben einem Bienenstock hatten wir den Fjord dann endlich auch erreicht. Anfangs ließ sich kein Lagerplatz finden, doch nach kurzer Absprache mit dem Pächter konnten wir quasi direkt am Strand unsere Kohte aufbauen. Keine Ahnung ob es die Faulheit oder die Tatsache des klinisch reinen Klohäuschens war, jedenfalls beschlossen wir, für die restliche Woche am Fjord zu bleiben. Von jetzt an bestand der Tagesablauf aus mindestens 12 Stunden Schlaf, Schwimmen und auf einem riesigen Felsen neben unserem Lagerplatz in der Sonne chillen. Dabei war uns auch das Wetter nicht im Weg, denn von jetzt an herrschten 25°C bei strahlendem Sonnenschein.

Natürlich hätte es allerdings gegen jede Logik verstoßen, wenn das Wetter und unsere Sachen so trocken geblieben wären. Also zog eines Abends plötzlich ein riesen Gewitter auf, das die ganze Nacht anhielt. Im 2-Stunden-Rhythmus erwachte schließlich die ganze Gruppe, da sich erneut eine Pfütze in der Kohte gebildet hatte. Großherzig, wie unser Gruppenleiter nun mal ist, entschied er sich spontan, einen menschlichen Staudamm um uns zu bilden. Zwar waren die meisten von uns immer noch ziemlich durchnässt, allerdings war dies nicht vergleichbar mit Roberts Wasserspeicher in Fell und Schlafsack. Zusammen mit Niklas zog er los ins Klohäuschen, um seine Sachen ansatzweise zu trocknen.
Als der Regen spät morgens aufhörte, trockneten wir unsere Sachen am Feuer. Überraschenderweise klappte beides ziemlich gut. Als wäre nichts gewesen, schlug das Wetter wieder auf die angenehmen 25°C ohne Wolken um, sodass wir die letzten Tage in vollen Zügen genießen konnten.

Wieder im Flugzeug, erwartete uns das erneute Sicherheitsgefasel. Schlimmer war jedoch das Baby auf den Sitzen hinter uns, das auf der Höhe von Hannover anfing zu brüllen und bis Frankfurt-Hahn keine Anstalten machte, sich zu beruhigen.
Als wir schließlich alle in Roberts rotem Retrobus Platz genommen hatten, schliefen die meisten sofort ein. Eine nasse, aber sehr schöne Abschlussgroßfahrt ging zu Ende.

-Fabian-