Herbstfahrt ElAcola’n’friends

Jugendarbeit in Waldbronn - Seit 1979

Am Anfang dacht ich, hm, ob das ne gute Herbstfahrt gibt…

Aber wenn man seinen alten Schulfreunden sooo viel von den Fahrten mit der eigenen Gruppe vorschwärmt, finden sie irgendwann scheinbar auch Interesse daran, das mal selbst auszuprobieren.

2015 war ich von unserer DracOrion-Fahrt aus Schweden zurückgekehrt und auf einem Geburtstag am gemütlichen Feuer wurde dann beschlossen, dass ich das auch mit meinen Muggelfreunden mal anstreben soll. Mein Glück dabei: Amir, einer der guten Herren, war mit mir damals in einer Sippe, von daher konnte ich auf etwas Rückendeckung bauen.

Studenten wird ja einiges an freier Zeit nachgesagt, aber 7 Leute unter einen Hut zu kriegen war schon die erste Herausforderung. So kams dann auch, dass wir erst das letzte Oktoberwochenende als Termin fanden.

Routentechnisch suchten wir uns eine bewährte Route durchs Neckartal, Einkauf war auch schnell bewältigt und dann nur noch das Material vom Haus stibitzt. Schon konnte es losgehen!

So fuhr ich am 28.10. per Zug nach Eberbach, während sich der Rest in Waldbronn per Auto aufmachte, nachdem sich auch der Letzte aus Chemnitz dezent verspätet einfand.

Erst gegen 7 hatten wir uns gefunden und konnten aus Eberbach rauslaufen, was schon ein ordentlicher Batzen wurde. Dunkelheit, Stock & Stein und ordentliche Steigung ließen uns schnell warm werden, und so quartierten wir uns am höchsten Punkt angelangt direkt in einem flacheren Stückchen Wald ein.

Erste Herausforderung: mit der Dunkelheit klarkommen. Die Kohte wollte aufgebaut sein, das natürlich möglichst komfortabel. Dann brauch man natürlich noch Stangen, Kreuz und jede Menge Holz fürs Abendessen. Mit viel Gefluche und Gestolper wurden diese Aufgaben angegangen und es brannte recht zügig schon ein kleines Feuer, was aber intensiver Betreuung bedurfte. Die Kohte bereitete uns einige Probleme, da der Boden unglaublich felsig oder total fluffig war und kein Hering so recht halten wollte. Also nochmal alles aufgeknüpft und zwei Loks draus gemacht.

Zeitlich nahezu perfekt getimed wurden die Käsenudeln (1kg Nudeln auf 1,5kg Käse) dann fertig und man hockte sich ums Feuer, verknuste hungrig das Futter und sang ein paar Liedchen. Nicht allzu spät krochen wir dann in die Loks.

Der nächste Morgen startete mit einem höchst motivierten Amir, der die letzte Glut wieder zu einem Feuer anpustete. Dennoch wollte sonst niemand so recht aus dem Schlafsack kriechen, weshalb er nochmal Wasser holen ging. Wieder zurück gab es kein Erbarmen. Um das Ganze zu beschleunigen wurden dann ein paar Heringe gezogen und schon saß man im Freien.

Nach dem opulenten Müsli-Frühstück wanderten wir durch leicht nebeligen Wald los. Eine Schneise und die durchbrechende Sonne bescherten uns grandiose Aussichten auf das Neckartal unter uns. Kurz vor unserem ersten Ziel, einer kleinen Steinkapelle irgendwo im Nirgendwo, ging es durch wundervoll farbenprächtige Laubwälder, an denen man sich kaum sattschauen konnte.

Ziel zwei wurde ein kleiner See mit Hütte, an dem wir uns zur Mittagspause gleich etwas häuslicher einrichteten. Ein kleiner, sauberer Zufluss wurde zum Flaschen auffüllen genutzt während der Rest sich mit Skat und anderen Kartenspielen vergnügte.

Dann ging es bergab, unserem heutigen Abendziel, der Ruine Stolzeneck, entgegen. Hier ging dann der Wanderweg von der größeren Schotterpiste zum schmalen, laubüberfluteten links-Fels-rechts-Abgrund Pfad über. Also endlich mal richtig wandern. Amir und ich machten uns einen Spaß daraus, jenen Pfad rennend hinter uns zu bringen. Zum Glück bemerkten wir den Gegenverkehr rechtzeitig. Und dann waren wir auch schon bei der Ruine angekommen.

Dann starteten wieder die Klassiker: Feuerholz und Stangen holen, Wasser sprudelte zum Glück noch aus dem burginternen Brunnen, knüpfen und hochziehen. Kurz darauf stand unsere Kohte dann im inneren Burghof, ein Steinkreis begrenzte die Feuerstelle und das Dreibein wartete auf den Topf. Die letzten Strahlen der Sonne wurden dann auf dem Burgturm verbracht und die Aussicht genossen.

Zu Essen gabs Spaghetti mit selbstgemachter Pesto, von denen es fast nicht genug gab. Dann wurden Kerzen und die Liederbücher ausgepackt. Mitten in der Nacht wagten wir uns nochmal auf den Turm, da der Himmel nahezu wolkenlos über uns strahlte.

Der letzte Tag begann sehr früh, einerseits weil wir zeitig heim mussten, aber auch weil die Außentemperaturen so langsam ihren Weg in die Schlafsäcke fanden. Die ganze Ruine steckte noch im Morgennebel fest. Während die Kohte abgebaut und eingepackt wurde, konnte man sich zwischendurch ein paar Brote zuführen und dann ging es auch schon los runter ins Tal. Am Neckar trennte ich mich von den anderen, da ich direkt weiter auf den Handwerkerhof fahren musste. Und so verschwanden meine Freunde mit neuen Erfahrungen im Nebel, und es wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein.