Älterenfahrt Auvergne 2012

Jugendarbeit in Waldbronn - Seit 1979

Älterenfahrt 2012 in die Auvergne

Mit dabei: Jens, Balli, Mareike, Zäzi, Daniel, Nick

 

6.4.12, Karfreitag

8 Uhr früh (diese Uhrzeit muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen) war als Treffpunkt am Pfadihaus angesetzt. Dort wurde erstmal die Essensmenge, die Nick eingekauft hatte, bestaunt. Soo viel?? Weiter ging die kompetente Zusammenstellung der weiteren benötigten Gegenstände: eine imprägnierte Kohte, nicht verschimmelte Töpfe. Das wars, oder? Ach, etwas Klopapier wär auch nicht schlecht… Achja, brauchen wir eigentlich ein Beil? Vielleicht nicht schlecht! Teeeier, Apotheke… dann kanns los gehen. Ausgestattet mit einem analogen Navi in Form von Jens + altem Atlas fuhren wir los nach Frankreich. Übrigens sei vorgemerkt: in Frankreich gibt es keine Staus!

Nach einigen Stunden ging schließlich der Tank zur Neige, während der Hunger die umgekehrte Richtung einschlug. Da die Autobahntankstellen eher deutsche Preise aufwiesen, beschlossen unser Chauffeur und das Navi die nächste Abfahrt zu nehmen und nebst einem malerischen Essensplatz an der Doubs eine günstige Tankstelle zu finden. Hier zeigten sich die wahren Pfadfinder: wer suchet, der findet. Und da der Fluss komischerweise nicht in dem Tal zu finden war, in dem wir uns befanden, fuhren wir halt mit dem letzten Tankstrich noch schnell durch die Pampa, über die nächste Hügelkette drüber, um im nächsten Tal unser Glück zu versuchen. Nach einiger Fahrerei schließlich führten uns nette Schilder zu einem Super U mit offener Tankstelle (wir waren uns nicht sicher gewesen, ob Karfreitag eigentlich ein Feiertag in Krankreich ist oder nicht). Mit hungrigem Magen wurden letzte Leckereien an Brotaufstrich gekauft, getankt und schließlich an den dort fließenden Fluss gefahren. Zu Mittag Baguette und vieeel Aufstrich am Ufer der Doubs – wie bestellt!

Weiter ging die Fahrt mit Chaufferwechsel, Gitarrenspiel, Gesang und Geschnarche, flüssigem Verkehr und Zäzis-Nerven-tötenden Staus, bei denen man zuerst selbst sich viel zu spät auf die korrekte Stauspur einordnet, weil es vorher nicht ersichtlich war. Doch wirklich faszinierend waren dabei doch eher die französischen Autofahrer, die zuerst blinkend an der gesamten Stauspur vorbeiziehen, um dann 10 m vor der Abfahrt sich einzumogeln. Eine Kaffepause mit einer ersten Sichtung der vorhandenen Wanderkarten und einem weiteren Stau von 8 km Länge später, näherten wir uns schließlich Clermont Ferrand. Die Dunkelheit fing bereits an sich zu nähern, doch das hinderte uns nicht daran, der Volvic Quelle noch einen Besuch abzustatten – Jens wollte schließlich noch seinen goldenen Wasserhahn sehen und ohne Witz: den gibt es dort tatsächlich! Also noch schnell die Feldflaschen mit Volvic-Wasser aufgefüllt (und den Topf) und weiter zum Wanderweg. Am Gare de Volvic haben wir uns noch Informationen für die Rückfahrt geholt und schließlich unser Auto in der Nähe des Wanderweges abgestellt (nach einem kleinen Vollbremsungstest mit realitätsnaher Kreuzungssituation). Gegen 21 Uhr war das Essen verteilt, die Rucksäcke gepackt, die Dunkelheit hereingebrochen und der Vollmond herausgekommen – der perfekte Zeitpunkt um loszuwandern!

Wandern im Dunkeln … Kreuzung? Kerze an, Karte checken, weiterlaufen … Kerze an, Karte checken usw. Das Ziel war noch zu dem ersten Vulkankrater zu laufen. Zwischendrin diente auch mal ein kleiner, steiler Erdrutsch als Wanderweg, bis wir uns doch wieder für den richtigen Weg entschieden. Trotzdem durften wir uns so einen sehr steilen Abhang hochquälen bis wir den Rand vom Krater erreichten und das Wegstück dort als Lagerplatz auserkoren. Kohte aufbauen (trotz Gegenstimmen), Holz suchen, Feuer machen, Essen kochen. Pünktlich zum Essen setzte dann auch der Regen ein und so verkrochen wir uns um Mitternacht in die Kohte, um fertig zu speisen, die Weinflaschen zu erleichtern und auch ein paar Lieder zu singen.

Mareike

 

8.4.2012, Ostersonntag

Diesmal kein Regen, der morgens auf die Kohtenplanen fällt, sondern strahlender Sonnenschein! Das richtige Wetter für ein Ostersonntagsfrühstück!

Müsli, noch ein paar Kösenudeln von gestern Abend, Tee und Ballis Kaffee (Original-Direktimport aus Kenia!). Gemütlich packen wir alle inzwischen völlig trockenen Kohtenplanen und unsere sonstigen Habseeligkeiten zusammen. Noch ein Schluck an der Fontaine de Père und dann wandern wir Richtung Puy de dome. Schnell kommen wir den imposanten Vulkankegeln näher. Nach einem Hohlweg durch einen niedrigen sonnendurchfluteten Wald führt uns ein steiler Weg auf einer Art Vulkanaschegeröllfeld nach oben. Einen der Vulkane, den „Petit Suchet“ besteigen wir noch ganz, um dort Mittagspause zu machen. In einer sonnigen, windgeschützen Grasmulde lassen wir uns nieder. Vor uns ein toller Ausblick auf den Puy de Dome und andere Vulkane. Balli, der kurz weggegangen war meinte, er hätte in einer der Grotten den Osterhasen gesehen. Und tatsächlich findet schließlich jeder bei einer Grotte sowie auf einem davorstehenden Baum ein Milka-Löffelei.

Nach einer Pause geht es weiter zum Puy de Dome. Zuerst ein steiler Aufstieg auf einen Vorberg und dann eine Holztreppe mit 250 Plattformen und über 500 Stufen führt uns nach oben.

Der Wind ist eiskalt. An einigen Sträuchern ist die Feuchtigkeit aus den Wolken gefroren. Oben angekommen erwartet uns eine große Baustelle. Für die Touristen wird anstatt eines Autoparkplatzes eine Bergbahnstation gebaut. Von hier oben haben wir noch einmal einen guten Ausblick über alle Vulkane.

Gemeinsam mit zahlreichen französischen Tagesausflüglern machen wir uns auf der anderen Bergseite an den Abstieg. Nick war kniebedingt schon auf der Straße nach unten gelaufen. Unser Ziel für den Abend ist nicht mehr weit. Auf der Karte verspricht die „Wolfsquelle“ (Source de Loup) einen guten Platz für die Nacht. Leider entpuppt sich die Quelle als ein stehender trüber Tümpel. Da der Platz ansonsten genial ist (alte Buchenallee, bestes Brennholz, Blick auf den Puy de Dome), entschließen wir uns trotzdem zu bleiben und drei von uns gehen noch einmal ein großes Stück zurück, um Wasser zu holen. Die anderen bauen währenddessen die Kohte auf (sie wird an einem dicken Buchenast aufgehängt) und machen Feuer im Zelt. Mit einer gemütlichen Singerunde am Kohtenfeuer klingt der Tag aus

Jens

 

10 April, Osterdienstag

Irgendwann in der Nacht rieselte es keine Tannennadeln mehr auf die Kohtenbahnen, sondern kalte, aber ähnlich klingende Tropfen. Der zweite Teil des Tiefdruck-Ostergebiets war angekommen. Also weiterschlafen. Zur gewohnten Zeit (ca. 12 Uhr) Mittags-Müsli mit der cremigen Bergbauernmilch, abgekocht und abgehangen. Als der Wind schließlich eine blaue Lücke in die Schauerwolken gerissen hatte, rissen wir uns am Riemen, ließen die Kohtenbahnen trockendampfen und –wehen und liefen links am See entlang den braunen Hang hinauf, zusammen mit dem letzten Sonnenschimmer.

Der Wind heulte zunehmend wütender in den Tannen, an die wir uns drückten, weiter bergan. Es wurde alpin, genauer: massiv (central). Nun wehte der Sturm Hagel-, Regen- und Graupelschauer waagrecht über die Alm. Im Schutz der Tannen (noch) ein beeindruckendes Schauspiel. Doch bald wurden wir Teil der Show. Der GR bog jetzt rechts nach oben ab. Steil, direkt in den Westwind und krater-steil. Selbst Jens zog es nun vor, die waagrechte, eiskalte Dauer-Dusche mit einem Poncho zu nehmen. Seine Brille hätte Scheibenwischer gut gebrauchen können.

Auf dem Grat waren die Böen so laut, dass nur das Knallen der flatternden Ponchos sie übertönte. Jeder nicht abgedeckter Körperteil gefror, und der Regen sprühte von unten und von vorn in jede Ritze. Kurze Pause vor dem Winddruck bot ein letztes niedriges Kiefernwäldchen. Die Ponchokaputzenvisiere klappten kurz hoch: vor uns leuchtete das erste Schneefeld. Dann hatte uns das Heulen wieder, der Matsch des steil nach oben traversierenden Trampelpfads, von oben wehen Wolkenfetzen mit Schnee über den Kamm, der Winddruck noch mal verdoppelt, sodass wir mit den Ponchos anfangen, Schachpferd zu werden: zwei Schritt vor, eins zur Seite. Hier oben auf 1400 m herrscht heute Königsturm.

Mehr Schneefelder. Immerhin schaffen es Daniel und ich noch, trotz steifer Finger Nick mit zwei Schneebällen zu empfangen, als er geduckt um die Ecke kommt. Der Pass ist erlaufen. Der Wind durch nichts mehr aufgehalten, weht uns nach links und rechts davon, trocknet immerhin trotz Regen die angeklebten Hosen. Wir steigen in Richtung Mont-Dore ab. Das vor uns liegende Massiv (1800m) ist vollständig von Wolken verschluckt. Jeder Meter runter zählt, um dem Wind zu entkommen. Kurz vor dem ersten Wald dann eine bizarre Begegnung: Eine französische Schulklasse in Turnschuhen kommt uns entgegen, wir spekulieren über mögliche Headlines in der Lokalzeitung von morgen…

Kalte Erschöpfungsrast am nächsten Pass, die Hütte zu. Der Himmel wird noch dunkler. Wir scherzen, dass das dann wohl das von Jens angekündigte lokale Gewitter sein müsste. Als Antwort donnert es. Schnell weiter, an der nächsten Seeseite steht ein Haus mit zwei Autos davor. Ein Gasthaus, offen, mit heißem Kaffee & Kakao. Nötig.

Draußen graupelt es den Abend ein, und wir sehen dem Außenthermometer des Gasthofs beim Fallen zu. Bei 4 Grad, einem nahen Donner und im Eisregen patschen wir die Straße nach Mont-Dore runter. Schnell weg hier. Doch die Temperatur sinkt so schnell wie wir absteigen, und als wir schließlich frierend in Mont-Dore einlaufen, nass und gefroren von Kopf bis in den Wanderschuh hinein, sind wir nicht sehr glücklich über die Auskünfte der SNCF-Beamtin: Nein, es führe kein Zug mehr. Nein, sie kann uns nicht in der lauwarmen Schalterhalle schlafen lassen. Nein, sie kann uns keine Tickets mehr für den Zug am nächsten Morgen um 6 Uhr verkaufen, das ist erst wieder um 5.45 Uhr möglich. Doch, die Halle schließt jetzt. Mont-Dore, Dämmerung, 2 Grad, kalter Dauerregen. Wir sind bei unserer  Restaurant-Wahl nicht mehr sehr wählerisch, die Wahl ist dennoch gut. Unsere Kneipe hat Platz für 6 nasse Rucksäcke, uns sechs nasse Säcke, zwei Elektroheizungen, ein Klo und große Pfannen mit geschmolzenem Käse-Gratén + 2 Pichets Hauswein. Langsam tauen die meisten Teile von uns wieder auf, nur Mareikes Füße weigern sich. Daher kehrt die Schnupfen-Fraktion nach dem Mahl (wieder zitternd) zum Bahnhof zurück, während Zäzi, Jens und Nick sich noch einen Pastis in der Hotel-Bar genehmigen. Am Bahnhof gehen gerade die Neonleuchten aus, als wir uns über den Zaun werfen und das Transport-Vordach des Güterbahnhofs entern. Kohtenbahn auf Betonboden, Füße mit Fieber auftauen, Tropfen auf Vordach zählen. Harte Nacht nach hartem Tag beginnt…

PS: Noch schwerer als der Übergang von Tannennadeln zu Graupel kann man übrigens den Übergang von Regen zu Schnee erhöhren. Es wird einfach still – und kalt…

Balli

 

11.4., Mittwoch

Der letzte Tag startete abrupt, als der Zug um 5.15 Uhr den Motor startete und uns aus dem Schlaf riss. Wir fingen gegen 5.30 Uhr an, uns fertig zu machen und verließen dann unser Beton gesäumtes Schlafgemach. Nach einstündiger Zugfahrt erreichten wir in noch nassen Schuhen den Gare de Volvic, wo sich Jens und Balli erbarmten, das letzte Stück zum Auto zu laufen und uns dann abzuholen. ´

Ein letzter Kleiderwechsel um einen mehrstündigen Aufenthalt auf engem Raum erträglich, wenn nicht überhaupt erst möglich zu machen und los ging die Fahrt.

Der erste Stopp war nach ca. 1o Minuten, um an der Volvic-Quelle die Flaschen aufzufüllen. 1o Minuten später der nächste Halt im Zentrum von Volvic, wo wir in einer Bar die beim Bäcker erstandenen Croissants zusammen mit einem Kaffee bzw. einer heißen Schokolade frühstückten. Es folgte noch ein Abstecher zu zwei netten alten Damen, die Käse verkauften. Wir durften uns den Keller anschauen, in dem er reift und uns den Käse aussuchen, den wir zu kaufen gedachten. Die verkaufstüchtigen „Käse-Omas“ versuchten uns dann gegen Ende des Besuches teilweise erfolgreich noch die verschiedensten anderen Objekte anzudrehen.

Mit etwas leichteren Geldbeuteln ging es nun fix zurück ins Auto. Bevor wir losfahren konnten, mussten wir aber leider noch auf Mareike warten. Aufgrund einer aus uns unbekannten Gründen entstandenen Beinerlahmung brauchte sie immer etwas länger. Die nächste Pause erfolgte an einem einsamen Waldparkplatz, der direkt hinter einer hässlichen und überfüllten Autobahnraststätte lag. Dort wurde der Käse angeschnitten und es gab lecker Mittagessen. Vom Regen unterbrochen hüpften wir alle jung und sportlich ins Auto. Mareike stieg auch ein.

Eine Tankunterbrechung folgte noch, sonst lief die Fahrt bis jetzt stoppfrei. Mareike wird noch in Karlsruhe abgesetzt, der Rest fährt bis nach Waldbronn. Dort endet eine trotz Regen schöne Älterenfahrt in die Auvergne.

Nick