Schweden DracOrion 2015

Jugendarbeit in Waldbronn - Seit 1979

Schweden 15.08.-29.08.2015

Vorwort:

Es sind die Landschaft, die Natur und die Ruhe, die wir in ihr finden, die uns ein ums andere Mal in den Norden führen. Graugänse, Moor und verlassene Seen lassen uns auf unserer diesjährigen Großfahrt Schweden noch einmal neu erleben.

Schweden, das Land, wo Alles begann, wo wir den ersten gemeinsamen Sommer im Ausland verbracht haben. Schweden, das Land, in dem unsere letzte Großfahrt endet und unsere Jugend mit der Sonne im Sommersee versinkt. Unser Pimpfsein ist seit unserer glorreichen Zeit auf Korsika im letzten Jahr, welche die Krönung unserer Sippenzeit darstellt, zu Ende, seit nun genau einem Jahr sind wir auf uns alleine gestellt und geben unsere gesammelten Erfahrungen an Neue weiter. Wehmütig blicken wir auf diese Tage zurück.

Tag 3: Montag, der 17.08.15

Die wehenden Gräser, welche sich im Licht der Morgensonne wie zu einer unhörbaren Melodie im Winde wogten, waren das Erste, was man an diesem wunderschönen Morgen bei Augenaufschlag erblickte. Der Bach floss ruhig vor sich hin und durch die Wipfel der Bäume pfiff ein kühler Wind, welcher unsere Häute gleich einem Kuss erfrischte, während die heißen Strahlen der Sonne auf uns herabschienen. Deren Zusammenspiel erquickte unsere Leiber und flößte uns neue Lebenskraft ein. Wir räkelten und streckten uns auf der Wiese, standen schließlich auf um die angenehmen Stunden, welcher der Tag uns schenkte, ausreichend auszukosten. Nach einem leckeren Müslifrühstück aus caleros Stoffbeutel, rieb man sich dann doch noch vorsorglich mit Sonnencreme ein und der ein oder andere packte seine Sonnenbrille aus. Die Zähne noch kurz auf den Heuballen sitzend blitzblank geschrubbt, sodass wir ab dem späten Morgen zügig und rasch in den Tag hineinlaufen konnten, die Häuser, die Wiese und den Bach hinter uns ließen und in den Wald eintauchten. Die verschiedensten Farben von Grün gab es hier zu betrachten, verwunschen inmitten der Natur, und wir beschlossen, dass es ein guter Tag für uns sein würde. Wir hatten uns dazu entschlossen, da wir nunmehr nicht mehr als Gruppenleiter und Pimpfe auf Wanderschaft waren und auch die Vorbereitungen für die Fahrt zusammen getroffen hatten, auch die Anführerrolle gerecht zu verteilen. Dies bedeutete, dass jeden Tag ein anderer aus der Gruppe den Ersten unter Gleichen spielen sollte, sich also um Dinge wie das Lesen der Karte kümmerte und Pausen vorgab. Hatte gestern Danny, schon von Natur aus autoritär, da wir ihn alle als unseren langjährigen Gruppenleiter lieben und respektieren, schon aus Prinzip diese Rolle übernommen, so hauchte ihr heute calero, als Erster von uns ehemaligen Pimpfen, Leben ein.

calero war schon recht geübt, zumal er ja seit einem Jahr seine eigene Gruppe leitet, und so war das Übernehmen der Chief-Position kein Problem für ihn. Standen schwerwiegendere Entscheidungen an, so wurde gewöhnlich sowieso die ganze Gruppe mit einbezogen. Die heute ausgewählte Strecke führte uns zunächst durch den Wald und teils auch bergan, was physisch, mit dem Wanderrucksack auf dem Buckel, doch sehr belastete, sodass wir schon 4km vor dem eigentlichen Ziel zu Mittag rasteten. An den eigentlich angestrebten Platz, einen Fjord, kamen wir rund eine Stunde nach Beendigung des Mittagessens. Über eine geteerte Straße liefen wir am Ufer des schwarzen Wassers entlang, welches gleichzeitig die Landesgrenze darstellte und man konnte auf der anderen Seite die Natur Norwegens erkennen. Vom Fjord aus liefen wir an einer Straße entlang, da wir uns für eine Abkürzung entschieden hatten, sodass wir schon am frühen Nachmittag, wieder durch Wald und Heide laufend, unserem heutigen Endziel, einer Vindskydd(Hütte) am See, nahe waren. Zuvor rasteten wir aber erneut, diesmal an einer riesigen Düne, einem Haufen Sand, dessen Ausläufer Meter weit reichten, und der sich einen Berg hinaufstreckte. Julius der Kindskopf hatte die Idee, mit einem Poncho den mindestens 50 Meter hoch reichenden Sandhügel hinunter zu rutschen, was bei einem Test in nächster Nähe aber misslang, sodass wir uns dagegen entschieden und Julius erstmal seine Wanderschuhe ausklopfen musste. Dafür fanden sich auf diesem Platz viele Stücke Birkenrinde, welche Chrissi als Anzünder einsammelte. Als wir schließlich an der Vindskydd am See ankamen, mussten wir zu unserem Bedauern feststellen, dass ein Schweizer Wanderpaar, bestehend aus Vater und Sohn, uns die Hütte abgelaufen hatte. Auch wenn wir eventuell Gedanken hegten, wie wir die Beiden im See versenken könnten, schlugen wir unser Lager, flexibel wie wir eben sind, auf einer Lichtung ein paar Meter weiter, in nächster Nähe zur Hütte, auf. Die restlichen Sonnenstrahlen des Tages wollten wir für ein ausgiebiges Bad nutzen, um uns von den Strapazen des heutigen Tages reinzuwaschen. Allerdings verursachte das eiskalte Seewasser ordentlich Herzrasen, sodass sich keiner mehr hineinwagte und das Bad auf morgen vertagt wurde. Während wir unser Feuer, weil wir die Feuerschale der Vindskydd ja nicht verwenden konnten, einfach auf dem Waldboden, von welchem wir Laub und Reißig weggescharrt hatten, machten, und Julius, Flo und Chris lecker Gnoccis köchelten, verwöhnte uns Tim mit den Klängen von Gitarrenspiel. Das Feuer brannte, Tim spielte und wir saßen ergriffen im Restlicht des untergehen Tages, der der Nacht wich und sich im von Kiefern umstellten Grün des Sees spiegelte. Die Zeit könnte hier gerne stehenbleiben.

Tag 5: Mittwoch, der 19.08.15

Der See liegt klar, der See liegt rein, der See liegt da im Sonnenschein. Wandern, wandern ist vertagt, Ruhetag ist angesagt!

Ungefähr so lautete das Motto am nächsten Morgen, welches tatkräftig mit Dösen und sich von der Sonne bescheinen lassen umgesetzt wurde. Also Sonnenbrillen auf und alle zehn Minuten wenden! Der See lag ruhig vor uns, die Sonne strahlte warm auf uns herab und lockte uns so aus unseren erhitzten und verschwitzten Schlafsäcken und lud uns zu einer mittäglichen Waschorgie ein. Alles was ging wurde in den See getunkt und gereinigt.

Allerdings war der See recht frisch, sodass man nicht allzu lange in ihm verweilen konnte; außer die Anderers, die sich ohne Zögern kopfüber in ihm versenkten. Der erste Ruhetag war also geprägt von Entspannen, teils mit Massage durchsetzt, Kartenspielerei, Musizieren, Lachen und zwischenzeitlichem baden und koten hügelanwärts mit Blick auf die Windräder. Am Nachmittag hatten Christian und Santino die spontane Idee, das andere, vielleicht 25 Meter entfernte Ufer auszukundschaften, an welchem man von unserem Standort aus einen Tisch mit Bänken und ein angeleintes Floß erkennen konnte. Gesagt, getan, enthedderten die Beiden die Schnüre und Leinen, welche das Floß an Land banden, kaperten es kurzerhand und versuchten es mithilfe einer Angelrute, allerdings ohne Leine, und einem dicken Ast zu unserem Lagerplatz zu manövrieren. Das Paddeln mit den zwei doch recht unförmigen Gegenständen stellte sich als recht umständlich heraus, sodass die Lust daran schnell schwand und die Fläche des Floßes lieber kurzerhand als Schauplatz für einen Kampf der Titanen umfunktioniert wurde. Angefeuert vom Festland, versenkte Santino Christian erstmal im See, danach umgekehrt, bis sich nach einigen Runden herausstellte, dass das Floß eine der Regentonnen, welche dem Floß von unten her Auftrieb verschafften, verloren hatte und auf der einen Seite schon etwas im Wasser hing. Um ein Kentern vorzubeugen, versuchte Santino die Tonne wieder einzusammeln, was sich als sehr schwer entpuppte, da die Tonne, gefüllt mit Seewasser, sehr schwer und kaum bewegbar war. Als Santino schließlich wieder an Bord klettern wollte, riss ein abstehender Nagel ihm eine blutige Wunde in den Oberschenkel. Irgendwie schafften die beiden Matrosen es, das unhandliche Gefährt ans andere Ufer zu manövrieren und wurden mit ordentlich Tusch und Süßrunde dort empfangen. Das Floß, welches drauf und dran war die nächste Regentonne zu verlieren, wurde zunächst mittels seines Ankers am nächsten Baum festgebunden und diente im Verlauf des Tages als erweiterte Liegemöglichkeit, Fotostudio und Ufersteinersatz, da es sich vom Floß aus deutlich leichter schickte, Wasser zu schöpfen. Der Nachmittag kann ungefähr so zusammengefasst werden: calero versuchte in mehreren Anläufen seine Schlafsackhülle zu flicken, Santino las vor und Esther schlief oder versuchte zusammen mit Danny den kleinen peanoc zu quälen. Das Abendessen bestand aus Penne mit grünem Pesto, welches mit ordentlich Gouda-Käse und Zwiebeln zu einem ultimativen Rustikal-Pfadi-Essen verfeinert wurde, jedoch trotzdem nicht ausreichte unsere hungrigen Mägen zu sättigen, sodass mit Knäckebrot und allerlei Aufstrich angeschlossen wurde.

Das restliche Tageslicht wurde schließlich für eine, wie schon angesprochen, Fotosession auf dem Floß genutzt, bei der es sich von seiner besten Seite zu zeigen galt und Kreativität und Spontanität gefragt waren. Man kam auf die Idee, zu versuchen, ob alle von uns Zehn denn auf das Floß stehen könnten, ohne es dabei untergehen zu lassen. calero, der recht panisch war, da er nicht nass werden wollte, heizte die allgemeine Belustigung an; Danny, der versuchte, peanoc vom Floß zu schucken oder ihn, zusammen mit Christian, der immer wieder den Anker ins Wasser warf, auf den See hinauszuschieben. Das Ganze wurde von mehreren Gruppenbildern, da wir es, auch wenn Mimmi und Christian es ziemlich mit dem Selbstauslöser verkackten, doch noch alle auf das Floß schafften, einem Kopfstand nebåruns und einem nackten (splitterfasernackten!) Yogamann Santinos komplementiert. Jedenfalls gestaltete sich der Abend so als einer der lustigsten der Fahrt und wurde mit Sang und Gitarrengeplänkel, Tee und einer weiteren Nacht unter Sternen ausgeklungen.

Tag 10: Montag, der 24.08.15

„Siehst du das mein liebes Kind, Donnergrollen und Windeswehen am Horizont, die Wolken sich in Stapeln auftürmen zu einem bedrohlichen Tier? Es ist der Donnerschmied, Thor genannt, welcher auf seinem Amboss Waffen fertigt und zur nächsten Schlacht aufruft.“

Ganz so Thor, wikingerhaft und dramatisch war der Morgen, an dem wir unweit der Kotan zwischen Bäumen erwachten, zwar noch nicht, kann aber als passende Beschreibung für den restlichen Verlauf des Tages interpretiert und im Kopf behalten werden. Das heißt, die Nacht über hatte man schon einmal gegen die lästigen Stechmücken und Schnaken Skandinaviens ankämpfen müssen, die sich in Wassernähe nach Einbruch der Dämmerung bevorzugt auf kleine Pfadfinder stürzten. Dementsprechend waren wir alle mehr oder wenig zerstochen, jedoch hoch erfreut, heute endlich die Lappenkote beziehen zu können, sodass wir recht früh aufstanden und unsere Sachen zusammensuchten, um zu verhindern, dass sich ein anderer Wanderer vorzeitig in der Kotan niederließ. Diese hatte das deutsche Pärchen bei unserem Eintreffen bereits verlassen, sodass wir uns gleich häuslich einrichten konnten und uns zu einem Frühstück an der Feuerstelle niederließen. Das Areal rund um die Kotan verfügte über ein Sprungbrett und einen Steg, welcher den Einstieg ins Wasser vereinfachen sollte, und sogar einen Holzspeicher, welcher jedoch leer war. Dafür befand sich in der Kotan ein funktionstüchtiger Holzofen mit Abzug, um welchen herum im Kreis die Holzbretter für die Schlafflächen angeordnet waren, und eine „Survival“-Kiste mit allerlei nützlichen Gegenständen, wie Streichhölzer und einem geschnitzten Holzdildo „für einsame Stunden“. Den beträchtlichen Platz nutzte man im Folgenden ausgiebig mit Doppelkopf-Partien, Schnitzen, auf dem Sprungbrett Lesen, Birke für Postkarten schälen, sich schön halten (peanoc) und Christian ging mittags sogar auf die Suche nach Heidelbeeren, welche großzügig an den Sträuchern rund um die Kotan hingen. Allerdings sammelte Christian etwas abseits der Wege in den Wald hinein, da auch hier viele Scheißhäuflein umherlagen, die Kotan also sehr beliebt war und Christian es deshalb nicht riskieren wollte, die Früchte direkt neben dem Weg zu pflücken. Allerdings kam gegen Mittag ein kühler Wind auf, der die wenigen Sonnenstrahlen des Tages gänzlich mit Wolken überdeckte und den Himmel grau färbte und aufwühlte. Vom Horizont her zogen immer dunklere Wolken heran und spitzte man die Ohren, konnte man schon ganz leise den Donner hören. Allmählich setzte Nieselregen ein, sodass wir uns in der Kotan verkrochen und uns glücklich wägen konnten, im Trockenen zu sein. Irgendwann tauchten zwei Wanderer aus dem Regen auf, die jedoch nur einen sehnsüchtigen Blick von der Tür aus zu uns hineinwarfen und innerhalb einiger Augenblicke, so schnell wie sie aufgetaucht, auch wieder verschwunden waren. Der Nieselregen setzte für einige Zeit aus, sodass wir im Freien unser Mittagessen einnehmen konnten und noch ein Weilchen in der, zwar schon feuchtgewordenen Landschaft, verweilten und das klamme Holz für das Kochfeuer für das Abendessen über ein paar Flammen trockneten. Am frühen Nachmittag begann es wieder zu regnen, diesmal stärker und heftiger, sodass wir uns ins Innere des Zelts verzogen, dort einrichteten, in Schlafsäcke kuschelten und dösten. Zwar kam das Gewitter, welches wir am Mittag am Horizont gesehen hatten, nicht direkt auf uns zu, jedoch peitschte draußen ununterbrochen ein starker Wind die Regentropfen gegen die Kotan, welche wie Knöchel gegen die Außenwand trommelten. Durch den aufopferungsvollen und sehr belastenden Einsatz von nebåruns Lungen, versuchten wir im kleinen Öflein ein Feuer zu entfachen. Einerseits um den Ungemütlichkeiten der draußen tobenden Natur entgegenzuwirken und für ein bisschen Wärme in unserer Hütte zu sorgen, andererseits auch mit Blick auf das Abendessen gerichtet, welches, wie es aussah, nicht an der Feuerstelle vor der Kotan zubereitet werden konnte. Nur diejenigen, die wirklich ganz dringend ihr Geschäft verrichten mussten, wagten sich aus dem Zelt und kamen kurze Zeit später mit feuchtgewordener Kleidung wieder zurück. Als das Kochwasser im Topf auf dem kleinen Öfchen nach zwei Stunden immer noch nicht zum Kochen gebracht wurde, wagten sich Chris, Flo, nebårun und calero mit einer improvisierten Poncho-Überdachung ins Freie, um dort an der Feuerstelle unser Abendessen zuzubereiten. Dies sah so aus, dass zwei den Poncho über das Feuer und die anderen beiden, die das Feuer mit Holz nährten und kochten, hoben und so das Unmögliche möglich machten und das Wasser auf Kochtemperatur erhitzt bekamen. Mit Applaus und Jubel wurden die Vier schließlich mit einem vollen Topf Spaghetti Pesto in der Kotan empfangen, welcher mit beachtlichem Tempo verzehrt wurde. Im Anschluss an das Abendessen gönnten wir uns noch eine Runde Pistazien und putzten uns im Eingang des Lappenzelts die Zähne, da draußen noch immer der Sturm und der Regen wüteten. Wir kuschelten uns in unsere Schlafsäcke und waren dankbar und froh heute Nacht in dieser wetterfesten und geräumigen Unterkunft schlafen zu können, sodass wir trotz Wetters eine der entspanntesten Nächte der Großfahrt genießen konnten, deren Bequeme nur von einem heftigen minutenandauernden Nies-Inferno caleros mitten in der Nacht gemindert wurde.

Tag 12: Mittwoch, der 26.08.15

In dieser Tagesbeschreibung sind einige Passagen aus dem Fahrtenbuchtext von Michelle übernommen, weil dieser doch recht amüsant verfasst worden ist. Also los:

„Willst du dein Leben lang nur rumstehen? Nie ´nen Schritt zu weit gehen? Morgens sieben aufstehen?“ (Zitat von Heisskalt aus dem Lied „Hallo“)

Ne, wollen wir natürlich nicht, weshalb wir erstmal ordentlich ausgeschlafen haben. Obwohl die Nacht doch eher durchwachsen war, man könnte sie vermutlich auch als die bisher schlimmste Nacht bezeichnen, da die Vindskydd für uns zehn doch recht großgewachsenen und stinkenden Waldis einfach nicht ausgelegt war. Hatten wir vor fünf Jahren noch zu Zwölft in der Hütte Platz gefunden, so war es nun ein Aufeinander, ein Dicht an Dicht wie die Würste auf dem Grill, die dann und wann gedreht werden mussten, während es immer wärmer wurde. It´s getting hot in here, So damn hot. Platz war Mangelware, sodass die eine oder andere Hand auch dort landete, wo sie normalerweise als „zuweitgehen“ eingestuft worden wäre, jetzt jedoch für den gewissen Kuschelfaktor sorgte. Als sich dann nach einer doch recht unruhigen Nacht alle ins Freie bewegt hatten; Esther, die sich schon einmal liebenswerterweise des dreckigen Essgeschirrs von gestern Abend angenommen hatte; frühstückten wir ganze drei Laib mehr oder weniger nahrhaftes Brot, wobei Mimmi zu ihrem Entsetzen feststellen musste, dass bei einer einzigen Mahlzeit ein ganzes Nuss-Nougat-Aufstrich-Glas vertilgt wurde. Leider wurde unser Frühstück auf den flachen Felsen hinter der Hütte jedoch vom wieder einsetzenden Regen unterbrochen, weshalb wir unser restliches Brot im Stehen unter unserem Vordach verspeisen mussten. It´s raining men, halllelujah, it´s raining men.

Um unser Holzlager aufzustocken gingen Flo und Santo fleißig im Wald Stöcke und Äste sammeln, Christian, der immer noch ein wenig in den Seilen hing, legte sich wieder in die Vindskydd. Der Regen setzte kurz nach dem Frühstück wieder aus, sodass wir unsere Wäscheleinen erneut bestücken konnten, welche aber alle halbe Stunde bei den ersten Anzeichen von Tröpfchen wieder abgehängt und danach wieder behängt werden mussten, worum sich dankenswerterweise Santino und Esther kümmerten. Ganz dem Motto Birdys „People help the People“ folgend, bauten peanoc, Danny, nebårun und Esther nach dem Frühstück auf den Felsen hinter der Vindskydd eine Lok aus den beiden mitgebrachten Kotenplanen auf, um die nächste Nacht in der Hütte anzahlmäßig etwas zu entlasten. Ansonsten spielte man Karten oder las ein gutes (?) Buch, bis wir die Vorbereitungen für das saftige Mittagessen starteten und haufenweise Eier für ein Sahne-Tomaten-Omelette aufschlugen. Serviert mit 3/10 Baguette für jeden, schmeckte das Rührei vorzüglich und wer immer noch nicht gesättigt war, konnte sich an den Spaghetti-Carbonara-Resten vom Vortag ergötzen. peanoc und Mimmi übernahmen das Säubern der Töpfe und die ernannten Feuergötter Flo, Chris und nebårun, die sich in den letzten Tagen mehrfach um das Entzünden eines brauchbaren Kochfeuers gekümmert hatten, trockneten und spalteten das feuchtgewordene Holz, wobei sich Chrissi einen Teil seiner vor der Großfahrt neuerworbenen Wanderschuhe abfackelte. Damn…

Danny überwand sich und badete noch so halb im nun doch sehr kalten See, um sich wieder zu erfrischen, ll: Danny, Danny, cool:ll Year!, und flugs überbrückte man diesen Nachmittag mit einer Süßrunde leckerer Milchschokolade. Irgendwann fragte Flo oder nebårun (Nobody knows) Christian, ob er den klebrigen Teig für das Handbrot kneten wolle, worauf dieser selbstsicher antwortete: „Ne, ich würde viel lieber was anderes kneten.“ Okay, hätten wir das auch geklärt. (I like big butts and I cannot lie?!). Als Überleitung soll nun die Erklärung, was Handbrot denn überhaupt ist, dienen: Ein Teigfladen, welcher auf einem Topfdeckel angebraten wird, und in welchen je nach Belieben Speck, Käse, Zwiebeln oder Pilze eingebacken werden. Das ganze wird mit einem Joghurt-Crême-Fraîche-Dip serviert, was gleichzeitig dem Fladen das gewisse Aroma verpasst und es zur ultimativen Kalorienbombe macht, sodass nur Wenige mehrere dieser Handbrote essen können. nebårun übernahm den Job des Kneters, welcher den Teig durchwalkte und die einzelnen Portionen zusammen mit Santino anrichtete, welche von den anderen beiden Feuergöttern dann über dem Feuer gebraten wurden. Ein Dank an die Helfer vorweg! Die langwierige Prozedur wurde, da immer nur ein oder zwei Fladen gleichzeitig über dem Feuer gebraten werden konnten, von Dannys und Tims und auch teils caleros Gitarrenspiel und einigen schönen Liedern begleitet. Mit hereinbrechender Dunkelheit überfiel uns auch die Müdigkeit, sodass wir uns gegen eine Singerunde entschieden und nicht wach blieben, bis die Wolken wieder lila (grau) sind. Deshalb ließen die meisten ihre Teller einfach stehen, bzw. schob man sie, in der Annahme, dass der nächste Regenguss nicht mehr lange auf sich warten lassen würde, einfach ein Stück vor das Vordach und ging zum Zähneputzen. And, It´s a kind of magic… moment, denn die Esther wurde unverhofft Opfer von Mimmis Zahnputz-Wasser, welches diese ihr mitten ins Gesicht spuckte, und sie damit, zwar vielleicht nicht so feierlich wie bei nebårun, auf den Fahrtennamen salema taufte. „Hä Salem? Das ist doch so ein Hexenhotspot oder?“, haute Flo dazu raus und sorgte für allgemeines Gelächter und gab somit Esther den Beinamen die Hexe. Als Tauflied wünschte sich die Hexe „Aragon Mill“, danach verabschiedeten sich Danny, peanoc sowie calero, die es für eine Nacht in der Lok ausprobieren wollten, und allgemeine Ruhe kehrte ein. Good night, sleep tight and don´t let the bad bugs bite.

Tag 14: Freitag, der 28.08.15

„Ruhetag: Der Tag, an dem einfach nichts Produktives geleistet wird.“ Perfektioniert vom Hartzler

Unser letzter Tag an der Vindskydd und somit in Schweden begann recht spät. peanoc und Danny hatten sich abermals aufgeopfert und die Nacht in der Lok hinter der Hütte verbracht. Diesmal spielte das Wetter besser mit, zwar sorgten einige Schauer immer wieder für Regenfall, jedoch kam ab den frühen Mittagsstunden auch immer wieder die Sonne zum Vorschein, was die allgemeine Laune deutlich hob und uns hoffen ließ, doch mit trockenen Klamotten nach Hause fahren zu können. Dementsprechend sollte unser letzter Tag ordentlich zelebriert und durchgeschlemmt werden, sodass Danny und peanoc nach einem letzten gemeinsamen Frühstück, bei welchem sich der übriggebliebene Handbrot-Joghurt-Dip überraschend gut auf dem 0-Brennwert-Weißbrot tat, nach Uddevalla geschickt wurden, um ordentlich für ein gebührendes Abschlussessen einzukaufen. Von calero bis zum Schießstand begleitet, wo dieser den Müll wegwarf, gingen die Beiden im Stadtzentrum „Willy´s“ und „System Bolaget“ plündern, besorgten Reiseproviant und auch Tschai sollte heute Abend nicht fehlen. Anschließend suchten sie noch ein paar schöne Postkarten heraus, welche die Beutlins und Anderers versenden wollten und gaben Dannys und Schimmels Karten, welche diese aus Birkenrinde in den letzten Tagen angefertigt hatten, bei der Post ab. Die Zurückgebliebenen hatten unterdessen brav geharzt und sich noch einmal in den eiskalten See gewagt, um sich für die Heimreise in Schale zu werfen. Als die beiden Einkäufer mit vollen Rucksäcken zurückkehrten, sprangen diese ebenfalls für ein kurzes und letztes Bad in den See und das Mittagessen wurde mit der Aussicht auf ein reichliches Abendmahl mit der Idee übergangen, das Waldläuferspiel, welches wir das letzte Mal in Schweden gespielt hatten, erneut auszuprobieren. Am Mittag waren drei seltsame deutsche Wanderer in Army-Kluft an der Vindskydd aufgetaucht, die ihr Lager, nachdem sie gesehen hatten, dass wir uns schon fast häuslich eingerichtet hatten, auf einer Lichtung weiter hinten im Wald aufschlugen. Jedenfalls mussten die drei Typen nun mit ein bisschen Action im Wald und Florian, der ohne Brille umherlief, rechnen. Das Waldläuferspiel, in welchem wir uns jetzt duellieren wollten, kann ungefähr folgendermaßen beschrieben werden. Zuerst bildeten wir zwei Mannschaften, Team 1 bestehend aus der Auerbach-Crew mit Chrissi, salema, calero und peanoc, die als erstes die Schmuggler bzw. Waldläufer spielten, und Team 2 bestehend aus Mimmi, Flo, Danny und Santino, die die Jäger gaben und im folgenden Spiel die Waldläufer fangen mussten. Die Waldläufer hatten irgendwo im Wald ihr Lager, ein Depot aus mehreren Essbestecken, welche sie, irgendwo an ihrem Körper versteckt, zu Tim, der den Posten gab, und der sich ebenfalls dann und wann im Wald bewegte, bringen mussten. Die Aufgabe der Waldläufer war also so viel wie möglich an Bestecken zu Tim zu schmuggeln, die Aufgabe der Jäger war dies zu unterbinden und die Waldläufer zu fangen. Hatte man einen der Schmuggler berührt, durfte man ihm drei Fragen stellen, wo sich das Essbesteck am Körper befindet. Lag man richtig, so war es ein Punkt für den Jäger, das Besteck musste ausgehändigt werden, lag man jedoch falsch, durfte der Waldläufer weiterziehen. Anfassen durfte man nicht und die Verstecke konnten so kreativ, von Wanderschuh, bis Kapuze oder Hosebund, gewählt werden, wie man eben wollte. Wir spielten zwei Runden, dass jeder einmal Waldläufer und Jäger war und da die Anzahl der Teammitglieder jedoch nicht aufging, bot nebårun an, in beiden Spielen einen Jäger zu geben. So rannten wir in den nächsten 20 Minuten durch den Wald, stapften durch Moos und Moor, sprangen Felsen hinunter und tigerten durchs Geäst, in der Hoffnung den Sieg davon zu tragen. Trotz des vorangegangenen Badens im See war sich keiner zu schade sich erneut dreckig zu machen oder Schürfwunden und Kratzer in Kauf zu nehmen. Nach 20 Minuten Spielens musste erst einmal lange verschnauft werden, da es wirklich sehr anstrengend war und auf Ausdauer und Kondition setzte. In Runde 1 hatte Chris es geschafft zwei Löffel zu Tim zu schmuggeln, jedoch wurden der Gruppe auch sechs abgenommen, was dem zweiten Team, welches in Runde 2 durch Danny und Shelly, die insgesamt 3 Löffel abgaben und nur 2 Bestecken abgenommen bekamen, haushoch den Sieg einbrachte. Santo hatte sich dafür einen Berg runtergeworfen und war allen davongelaufen und Mimmi hatte sich Tim entgegengehechtet, um den Fängen der Jäger zu entgehen. Das Spiel endete mit Mimmis Sprung auf der Waldlichtung, wo die drei Army-Typen gerade zu Abend aßen und uns vermutlich für verrückt gehalten haben mussten. Jedenfalls waren wir nun ausgezehrt und verschwitzt und nachdem sich calero, Santino, nebårun, Flo und Chrissi erneut im kalten See erfrischt hatten, verlangte man nach einem reichhaltigen Abendmahl. Weil noch 2kg Käse vom Handbrot übrig waren, und wir dieses aufgrund seiner Aufwendigkeit schon als DAS besondere Essen auf der Großfahrt werteten, hatten wir uns dazu entschlossen, noch einmal traditionell Käsenudeln zu kochen. Allerdings mischten wir diesen nach dem Motto „Pimp your Käsenudel“ massenhaft Zwiebeln, Sahne und Kötbolla unter, was den späteren Verzehr zum Geschmackserlebnis machte, die Darmaktivität um 20% erhöhte, was nicht gut roch, und dank der zwei Kilo Käse den kompletten Magen verklebte, sodass nach spätestens der zweiten Runde keiner mehr Hunger bzw. Bock auf diese Nudelkreation hatte. Diese, oder vielleicht auch das Seewasser, waren schuld daran, dass nebårun das halbe Essen wieder in den Wald reierte, sodass es ihn, während draußen der Tschai köchelte, mit Chris und Flo zusammen in die Vindskydd verschlug. Draußen wurde fleißig gesungen und man kam auf die Idee, ein Arschbild 2.0 mit der Kamera aufzunehmen. Letztes Jahr auf Korsika hatten wir uns am Meer vor einen vollbesetzten Strand gestellt und für ein Foto die (Bade-)Hosen runter gelassen. Zwar ohne Zuschauer und Sympathisanten (wer weiß, vielleicht saßen die drei Army-Typen irgendwo im Gebüsch), dafür aber mit mindestens genau so viel Spaß und Engagement, verewigten wir unsere Ärsche vor der Seefront erneut auf Kamera. Das geheime Abendziel der drei ehemaligen Gruppenleiter war es, heute noch Santino zu taufen, was ihnen bei der Arschparade, bei dem sie ihn beinahe in den See geschuckt hätten, doch zu fies vorkam und so, wieder im Kreis ums Feuer, vollzogen werden sollte. So versuchte der Hartzler ihn in der Singerunde mit Eau-de-Vie zu übergießen, was Santino, der als Tim hinter ihm stand, plötzlich von calero am Arm gepackt wurde, daraufhin aufsprang und den Platz wechselte, verkackte. Nachdem es dann auch alle anderen außer ihm bemerkt hatten und wissend grinsten, wurde er nach „Ride On“ mit dem „Eau-de-Vie“ beträufelt und auf den Namen telyro getauft. Blöderweise rieb er sich das Zeug dann in die Augen, was mordsmäßig brannte und eine längere Zeit dauerte, bis er sich nochmal „Ride On“ als Tauflied wünschen konnte.

Nachwort:

Als Fahrtenland kann man Schweden nur anpreisen und neben den allgemein bekannten Vorteilen von Wasser- und Holzvorkommen, dem Campen-wo-man-will und den Schutzhütten, geht Schweden auch als eines der saubersten und gepflegtesten Länder in unsere Pfadfinderhistorie ein. Wir empfehlen ein Land voller schöner Menschen, ein Land der Hipster, ein Land, wo selbst sonntags der Supermarkt geöffnet ist, ein Land, in welchem die Busse über eine Toilette verfügen und ein Land, in dem es Joghurt aus dem Tetrapack und Marmelade als Plastikwurst gibt. Ein Land, das wir aufgrund seiner wilden und verwunschenen Natur schätzen gelernt haben, einen Ort der Ruhe, ein Land, das wir lieben.

Es sei denn es regnet!

Also sattelt auf Kameraden und lieben Brüder, lasst uns ein neues Abenteuer erleben, lasst uns auf nach Schweden ziehen!

Da es vermutlich auch noch zukünftig Einiges von der berüchtigten Dracorion-Crew zu hören geben wird, lasse ich dieses Mal einen sentimentalen Abschluss außen vor und bedanke mich schlicht bei meinen Mitpimpfen für diese schöne Zeit in diesem schönen Land. Vielleicht werden wir das nächste Jahr nicht gleich wieder eine unserer spektakulären Reisen starten, jedoch werden die Freundschaften und Verbindungen, welche innerhalb der Gruppe geschlossen wurden, bestehen bleiben und das ist es, auf was es doch schließlich ankommt, was am Ende von fünf gemeinsam erlebten Sommern bleibt.

 

Danke hierfür, Gut Pfad & Ahoi, telyro-Single-Santos